Stadtplaner, Stau-Prognostiker und Gesundheitsbehörden möchten liebend gerne wissen, wie oft wir unser Heim verlassen und wie weit die Reise jeweils geht. Nur mit diesen Daten ausgestattet können Planer versuchen, Städte bedürfnisgerecht zu projektieren, können Verkehrsfachleute die Autoströme lenken und Gesundheitsbehörden vorhersagen, wo und wie schnell die Grippewelle uns erreicht.
Nun gibt es bereits Modelle, welche die Bewegungslust von Individuen innerhalb einer Population abzubilden vermögen. Einige stammen aus dem Tierreich und sind daher wenig schlüssig, weil wir Menschen in der Regel nicht einfach so unbeschwert durch die Landschaft ziehen, sondern zum Beispiel täglich an einem Arbeitsplatz erwartet werden.
Für ihre Mobilitätsstudien haben amerikanische Wissenschaftler daher einen Marker genutzt, der seit etwa 15 Jahren in keiner Tasche fehlt und damit sehr Mensch-spezifisch ist: das Mobiltelefon. Albert-Laszlo Barabasi von der Northeastern University in Boston hat mit seinem Team sechs Monate lang den Standort von 100 000 Handys – und damit denjenigen ihrer Benutzer – anonymisiert aufzeichnen lassen. Wie wir dank den TV-Krimis wissen, ist das ganz einfach: Jeder abgehende oder ankommende Anruf wird ja über eine Mobilfunkantenne geleitet. Und da diese Antennen dicht gesät sind, bleibt auch nicht verborgen, in welchem Umkreis sich der Telefonierende gerade befindet.
Eine Unmenge an Daten haben Barabasi und Kollegen auf diese Weise von 10 000 Mobilfunktürmen abgezapft. Vergangene Woche wurde in «Nature» das Resultat der komplizierten Berechnungen publiziert. Das Ergebnis ist ernüchternd und wenig überraschend zugleich: Auch Handy-Nutzer sind Gewohnheitstiere. Sie verlassen ausser während der Ferienzeit die Trampelpfade zwischen Wohnung, Arbeitsplatz und Lieblingsbar nur selten, haben die Forscher herausgefunden. Wer hätte das gedacht.