Wer wenig isst, lebt zwar vielleicht langweilig, dafür aber länger. Dieser Zusammenhang zwischen Kalorienkonsum und Lebensspanne gilt zumindest bei Tieren von den Nagern bis zu den Primaten als erwiesen. Aber auch die Fruchtfliege, der Genetiker liebstes Haustier, macht da keine Ausnahme: Alt wird, wer auf Spar-Diät gesetzt ist.
Jetzt haben aber amerikanische Wissenschaftler herausgefunden, dass neben dem Nahrungsangebot auch schon der blosse Futtergeruch die Lebenserwartung der kleinen Fliegen zu beeinflussen vermag. Und zwar in eine unerwartete Richtung. Lässt man nämlich den auf Hungerdiät gesetzten Fruchtfliegen den Geruch nach Hefe, ihrer Leibspeise, um die Nase streichen, geht der lebensverlängernde Effekt des Fastens wieder flöten. Die schlanken Fliegen lebten um bis zu 18 Prozent weniger lang, als eigentlich möglich gewesen wäre. Die wohlgenährten Artgenossen dagegen zeigten keinerlei Reaktion auf die verführenden Düfte.
Sirgiy Libert und Kollegen vom Zentrum für Altersforschung am Baylor College in Houston wollten nun nachprüfen, ob tatsächlich das Geruchszentrum im Gehirn die Lebensspanne der Fliegen mit reguliert. Die Forscher schalteten bei einem Teil der auf Diät gesetzten Fliegen den Rezeptor Or83b aus, der den Tierchen erst die Wahrnehmung von Gerüchen ermöglicht. Und siehe da: War der Rezeptor ausgeschaltet, konnten auch die verlockendsten Hefe-Düfte den Fliegen nichts mehr anhaben – die durchs Fasten gewonnene Lebensverlängerung blieb erhalten.
Und wir dürfen wieder einmal rätseln, weshalb das so ist. Vielleicht liegts am Stress? Gegen den sind die Tiere mit ausgeschaltetem Or83b nämlich resistenter, schreibt das Forscherteam in der jüngsten Ausgabe von «Science». Stress verkürzt das Leben und stressig ists, Hunger zu haben, seine Leibspeise zwar riechen, aber nicht essen zu können. Dann doch lieber gleich ganz verzichten auf die Wohlgerüche.