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Nussknacker

Das waren noch Zeiten, als die Flugpassagiere mit einem Drink bei Laune gehalten wurden … Die Erfrischung ging selbstverständlich jeweils «aufs Haus» und wurde zusammen mit einer Portion Nüsschen serviert. Heute ist der Apero über den Wolken bloss noch gegen Bezahlung zu haben, und statt Paenuts gibt’s bestenfalls ein paar pampige Goldfischchen dazu. Damit tragen die Airlines einem Phänomen Rechnung, das der Mediziner Nicolas Christakis von der Harvard Medical School jüngst in der Online-Ausgabe des «British Medical Journal» als «Allergie-Hysterie» bezeichnete. Nun gibt es tatsächlich Leute, die allergisch reagieren auf Nüsse. Vorab den US-Fluggesellschaften ist es daher nicht zu verargen, wenn sie ihrer klagefreudigen Kundschaft die Nüsse höher hängen – besonders, wenn dabei auch noch Geld gespart wird. Aber man kanns auch übertreiben.

So berichtet Nicolas Christakis von einem Schulbus, der sofort evakuiert wurde, weil auf dem Boden ein paar Erdnüsschen lagen. In einigen US-Schulen herrscht absolutes Nuss-Verbot, und um sicher zu gehen, gilt der Bann auch für selbst gebackenen Kuchen. Stolz bezeichnet man sich als «nut free», was angesichts der Doppeldeutigkeit des Worts («nuts» kann auch als «deppert» übersetzt werden) direkt selbstironisch anmutet.

Viel Lärm um wenig, findet Christakis. Er rechnet vor, dass in den USA zwar bedauerlicherweise jährlich 150 Menschen ihr Leben wegen einer Nahrungsmittelallergie verlieren. Er setzt diese Zahl jedoch in Relation zu den 50 Bienenstich-Opfern, den 100 vom Blitz erschlagenen Menschen, den 45 000 Verkehrstoten und 10 000 hirnverletzten Sportlern. «Es kommt aber niemandem in den Sinn, die Bienen zu verbieten oder den Sport», sagt er. Und appelliert dafür, die Hysterie um die Nussallergie abzublasen.

Die Weihnachtsmänner werdens ihm danken. So müssen sie ihre nussbeladenen Säcke nicht wieder nach Hause schleppen.

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