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Gesundheit/Ernährung

«Ayurveda»-Naturheilmittel sind oft giftig

Grenzwerte für Arsen, Blei und Quecksilber werden teilweise ums 10 000fache überschritten

Amerikanische Forscher haben die Zusammensetzung ayurvedischer Präparate untersucht und Bedenkliches herausgefunden: Rund ein Fünftel der getesteten Produkte enthielt zu viel giftiger Schwermetalle. Als «Wissen vom langen und gesunden Leben» versteht sich die fernöstliche Medizin- und Heilslehre «Ayurveda». Allzu oft sind jedoch ayurvedische Präparate, die sich auch im Westen wachsender Beliebtheit erfreuen, ungesund oder geradezu schädlich. Sie enthalten bisweilen giftige Schwermetalle wie Arsen, Blei und Quecksilber in Konzentrationen, die bis ums 10 000fache über der als unbedenklich geltenden Schwelle liege können. Dies stellen amerikanische Forscher nach der Analyse von 193 ayurvedischen Produkten fest, die sie im Herbst 2005 übers Internet eingekauft hatten.

«Seit 1978 sind weltweit über 80 Fälle von schwerer Bleivergiftung mit der Einnahme ayurvedischer Substanzen in Verbindung gebracht worden», schreibt der am Boston Medical Center tätige Mediziner Robert B. Saper im Publikationsorgan der amerikanischen Ärztegesellschaft JAMA. Er und seine Kollegen wollten daher genauer wissen, woher die kontaminierten Produkte stammten, ob sie etwa in den USA oder in Indien hergestellt worden waren. Dabei ist Kontamination der falsche Ausdruck. Denn ayurvedische Heilmittel werden in zwei Klassen angeboten, zum einen als reine Kräuterprodukte, zum anderen willentlich mit Schwermetallen versetzt (rasa shastra), die gemäss ayurvedischer Lehre die heilsame Wirkung der Kräutersubstanz verstärken sollen.

Saper und sein Team identifizierten mit ihrer Internet-Suche 673 Ayurveda-Produkte, unter denen sie gemäss Zufallsprinzip 230 für eine genauere Analyse auslasen und beim Hersteller anforderten. Geliefert und mittels Röntgen-Fluoreszenz-Technik untersucht wurden schliesslich 193 Präparate. Rund ein Fünftel davon enthielten Schwermetalle in Mengen, die deutlich über den Grenzwerten lagen, und zwar unabhängig davon, ob sie aus Indien oder den USA stammten. Mehrere Produzenten hatten ihre Substanzen gar mit dem Siegel der «Guten Herstellungspraxis» (GMP) versehen.

«Einige rasa shastra Präparate aus Indien wiesen jedoch einen Blei- oder Quecksilbergehalt aus, der ums 100 bis 10 000fache über der erlaubten Limite lag», schreiben die Forscher. Und fordern die amerikanische Nahrungs- und Heilmittelkontrollstelle FDA dazu auf, Nahrungsmittel-Ergänzungsstoffe (als solche werden ayurvedische Präparate in den USA gehandelt) genauer unter die Lupe zu nehmen und auch für solche Produkte kontrollierbare Standards bezüglich Schwermetallgehalt festzulegen.

Auch in der Schweiz sind ayurvedische Präparate in einzelnen Apotheken oder übers Internet erhältlich. Wie auch in Deutschland wird die Szene weitgehend von der spirituellen Bewegung der Transzendentalen Meditation TM von Seelisberg aus geprägt. Die Problematik des Internet-Versandes ist dem Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic bekannt. «Bereits vor drei Jahren haben wir vor mit Schwermetallen verseuchten Lieferungen aus asiatischen Ländern gewarnt», sagt Swissmedic-Sprecher Joachim Gross. Zudem arbeite man eng mit den Zollbehörden zusammen, die verdächtige oder falsch deklarierte Postsendungen öffnen und der Swissmedic melden, «dieses Jahr waren es bereits deren 450 – gegenüber 370 im Vorjahr». Selber Ware im Internet bestellen und analysieren lassen will und kann die Swissmedic allerdings nicht, «das wäre illegal», sagt Joachim Gross.

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