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Paläontologie

Wie der Wal ins Wasser ging

Die Urahnen von Walen und Delfinen lebten einst an den Ufern indischer Flüsse und waren etwa so gross wie Waschbären. Dies zumindest vermuten amerikanische Paläobiologen. Wale und Delfine gingen vor etwa 50 Millionen Jahren irgendwo in Südasien zum ersten Mal ins Wasser. So viel gilt allgemein als gesichert. Doch wer der direkte Vorfahre des ins Meer zurückgekehrten Säugetiers war, darüber zerbrechen sich die Altertumsforscher und Zoologen immer noch den Kopf.

Zwar leben die nächsten Verwandten von Mobby Dick, die Flusspferde, immer noch vorwiegend an Land. Doch kommt der Hypopotamos schon deshalb nicht als Ahne des Wals in Frage, weil er erst seit etwa 15 Millionen Jahren Spuren hinterlässt auf unserem Planeten, also zu jung ist.

Wale und Delfine waren jedoch bereits vor 40 Millionen Jahren fertig entwickelt. Die Hinterbeine waren zusehends verkümmert, aus Vorderbeinen wurden Flossen, die Nase wanderte nach oben, die Ohren nach Innen und die Knochen wurden schwerer, um als Ballast das Schweben im Wasser zu ermöglichen. Heute leben rund 80 Wal-Arten – mit Ausnahme einiger Flussdelfine – meist im Meer. Darunter die grössten Lebewesen, die je auf dem Planeten Erde anzutreffen waren. Misst doch der Blauwal bis zu 33 Meter und bringt 200 Tonnen auf die Waage.

Aber auch die Wale haben wahrscheinlich klein begonnen. So beschreibt der Paläobiologe Hans Thewissen von der Ohio University diese Woche in der Fachzeitschrift «Nature» einen möglichen Wal-Vorfahren, der höchstens die Körpergrösse eines Waschbären erreichte. Indohyus lebte gleichzeitig mit den ersten Walen an den Ufern indischer Flüsse. Schädelstruktur, Ohrregion und die chemische Zusammensetzung der Zähne hatten grosse Ähnlichkeit mit derjenigen der frühen Wale. Thewissen und Kollegen vermuten aufgrund der dichten Knochenstruktur des Skeletts, dass Indohyus die meiste Zeit im seichten Wasser umherstelzte, wie das Flusspferd meist am Ufer graste und nur untertauchte, wenn Gefahr drohte. Dabei sei dieser Ur-Wal (wenn er denn einer ist) gar kein besonders guter Schwimmer gewesen, halten Thewissen und Kollegen fest.

Nicht die Lust am Schwimmen, sondern das bessere Nahrungsangebot im Wasser habe Indohyus schliesslich dazu bewogen, endgültig abzutauchen, schliessen die Paläontologen aus ihren Skelettuntersuchungen. Dabei sei aus dem ursprünglichen Vegetarier allmählich ein Liebhaber von aquatischer Beute geworden. Offenbar ist dies besonders dem Blauwal gut bekommen.

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