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Gesundheit/Ernährung

Nicht zu viel und nicht zu wenig ist gerade recht

Lang und gut leben – mit dem Cholesterin

Sie ist zu einem Reizwort geworden und es werden wahre Glaubenskriege geführt um die fettähnliche Substanz. Dabei ist Cholesterin im Prinzip ein lebenswichtiger Stoff, ohne den gar nichts geht im menschlichen Körper. Doch gilt auch hier: Allzu viel ist ungesund. Körperzellen brauchen die Substanz als Baustoff für die Zellmembran, eine ganze Reihe von Hormonen benutzt das Molekül als Hilfsgerüst, Knochen könnten sich nicht bilden ohne dessen Anwesenheit, und im Gehirn würde dauernd Kurzschluss herrschen, gäbe es nicht das Cholesterin.

Und trotzdem ist dieser Wunderstoff in Verruf geraten. Der Grund liegt einmal mehr darin, dass der Homo sapiens heute vielfach nicht mehr so lebt, wie es eigentlich seiner körperlichen Ausstattung entsprechen würde. Man könnte auch sagen, die körperliche Evolution hat nicht Schritt gehalten mit der kulturellen Revolution der Lebensweise, die der Mensch zumindest in den westlichen Ländern über die letzten paar Jahrhunderte durchlebt hat.

Wie ein Formel-1-Rennwagen, der lediglich dazu gebraucht wird, im Laden um die Ecke Milch einkaufen zu gehen, so muss sich der menschliche Körper heutzutage vorkommen: ungenügend genutzt oder gar missbraucht. Ursprünglich dafür ausgestattet, mit Kraft und Geschick Beutetiere zu erlegen, wenn nötig auch um sein Leben zu rennen und lange Perioden der Entbehrungen durchzustehen, läuft der menschliche Organismus in der heutigen Industriegesellschaft eigentlich im Leerlauf, um beim Bild des Rennwagens zu bleiben. Und riskiert dabei, dass der Motor verrusst.

Genau dem setzt sich aus, wer bloss noch zwischen Bett, Autositz, Bürostuhl und Fernsehsessel zirkuliert, dabei jedoch futtert, als gälte es immer noch, Mammute zu jagen. Das kann ja nicht gut gehen. Unter anderem wird bald einmal der Cholesterin-Kreislauf verrussen. Das Bild kann sogar wörtlich genommen werden, weil es tatsächlich der überschüssige im Blut zirkulierende Baustoff ist, der die Arterien mit der Zeit verstopfen und im schlimmsten Fall gar die Hauptpumpe ausser Funktion setzen kann.

Was dagegen zu tun sei? Sicher wird niemand, nicht einmal Kulturpessimisten, ins Mammut-Zeitalter zurückkehren wollen, selbst wenn das möglich wäre. Aber ein wenig Zurückbesinnung auf die Zeiten, als der Mensch seinen Körper noch gebrauchen musste und daher gleich wieder verbrannte, was er an Nahrung ergattern konnte, das würde niemandem schaden.

Konkret aufs Cholesterinproblem bezogen würde das etwa heissen: Mass halten beim Verzehr von tierischen Fetten und Kohlehydraten, den Wein geniessen und nicht saufen, zum Dessert im Zweifelsfall Obst ordern anstelle des «Coupe maison».

Und wenn einem wieder mal das Tram vor der Nase wegfährt: Weshalb nicht die paar hundert Meter zu Fuss gehen statt – womöglich noch in der Kälte – auf den nächsten Kurs zu warten? Dreissig Kilometer sollten Mann und Frau wöchentlich zu Fuss zurücklegen, sagen Fachleute, die es wissen müssen. Das heisst jetzt nicht, dass man sich unbedingt jede Woche auf einem Fussmarsch quälen müsste. Aber auf 30 000 Meter aufaddieren sollten sich die einzelnen Schritte zwischen den verschiedenen Sesseln schon, sonst kanns heikel werden.

Der «gesunde Lebensstil», wie er oben ansatzweise beschrieben ist, hilft übrigens nicht bloss, das Cholesterinproblem in den Griff zu bekommen und das Risiko von Herzkreislauf-Erkrankungen zu mindern. Ähnliche Empfehlungen werden von Gesundheitsberatern auch abgegeben, um sich etwa vor Zuckerkrankheit zu schützen und das Krebs-Risiko zu senken – denn gemäss Berechnungen der WHO sind rund 30 Prozent aller Krebserkrankungen in den Industrienationen die Folge ungesunder Ernährung.

Bei alledem sollte das Streben nach einem gesunden Lebensstil aber auch nicht Stress verursachen. Denn das wäre ja auch nicht gerade gesund …

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