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Energiepolitik/-technik

Neue Reaktortypen versprechen mehr Sicherheit und billigeren Strom

In Finnland ist er bereits in Bau, in Frankreich beschlossene Sache, der europäische Reaktor EPR. Dieser Reaktortyp bietet sich auch für die Erweiterung des Schweizer Kraftwerkparks an. Zwar wurde zwischen 1995 und 2005 in ganz Westeuropa kein neues Kernkraftwerk gebaut. Das heisst jedoch nicht, dass die Ingenieure während dieser Zeit geschlafen haben. Auf der ganzen Welt wurden die Arbeiten an der Entwicklung eines Reaktors der dritten Generation weiter getrieben, sodass jetzt nicht weniger als neun moderne Typen zueinander in Konkurrenz stehen.

Eine Weiterentwicklung

Darunter befindet sich auch der europäische Druckwasserreaktor vom Typ EPR. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um eine europäische Entwicklung, an der Frankreich und Deutschland – trotz des dortigen Beschlusses, aus der Kernenergienutzung auszusteigen – entscheidend beteiligt waren. Der EPR ist keine Neukonstruktion, sondern fusst auf den mehreren Tausend Jahren Betriebserfahrung, die mit deutschen (Modell Gösgen) und französischen Druckwasserreaktoren gesammelt wurden. Der erste EPR wird momentan in Finnland (Olkiluoto) gebaut, ein weiterer Baubeginn steht bei Cherbourg am Ärmelkanal bevor.

Sicherheitstechnik

Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann angenommen werden, dass auch der Schweizer KKW-Park – wenn es denn so weit kommt – mit dem EPR ergänzt werden wird. Dieser Reaktor soll laut Auskünften des «Nuklearforum Schweiz» sicherer und wirtschaftlicher zu betreiben sein als die Vorgängermodelle der zweiten Reaktorgeneration. So wurde die bereits heute sehr geringe Wahrscheinlichkeit eines Unfalls mit damit einhergehender Kernschmelze nochmals um den Faktor zehn verkleinert. Und selbst wenn es zu einem solchen GAU käme, sind Vorkehrungen getroffen, dass keine nennenswerten Mengen radioaktiver Stoffe in die Umwelt freigesetzt werden. Auf eine Evakuierung der Bevölkerung könnte auch im schlimmsten Fall verzichtet werden.

Das Reaktorgebäude besteht aus zwei robusten Schalen aus Stahl- respektive Spannbeton. Selbst bei einem Direkthit durch ein Militär- oder Verkehrsflugzeug kann der Reaktor kontrolliert herunter gefahren werden. Dies sollen die vier räumlich getrennt angeordneten und durch doppelte Betonschalen geschützten Sicherheitssysteme garantieren.

Der EPR nimmt für sich in Anspruch, nicht nur sicherer zu sein als seine Vorgänger, sondern auch einfacher und wirtschaftlicher im Betrieb. Die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine wurden optimiert, um das Risiko von menschlichem Versagen zu verringern. Der nachgebesserte Reaktortyp nutzt auch den Kernbrennstoff effizienter, das spart Ressourcen und hilft, das Atommüll-Volumen zu verringern. Wird zudem der EPR in der Version mit 1600 MW installierter elektrischer Leistung gebaut, kommt dies dem Strompreis zugute. Denn dann können Bau- und Betriebskosten auf ein grösseres Produktionsvolumen verteilt werden.

Nur mit Kühlturm

Als mögliche Standorte für den Bau eines EPR in der Schweiz bieten sich vor allem Beznau und Gösgen an, wo bereits Kernkraftwerke betrieben werden und die notwendige Infrastruktur (Elektrizitätsnetz, Kühlwasser) vorhanden ist. Allerdings müssten die Bewohner in der Gegend um Beznau dann wahrscheinlich mit einem Kühlturm leben lernen. Denn ein neues und grosses KKW direkt mit Aarewasser zu kühlen, wie dies gegenwärtig bei den beiden Beznau-Blöcken von je 365 MW geschieht, wird wohl nicht angehen: Die Direktkühlung von KKW wurde in der Schweiz bereits in der Ära von «Kaiseraugst» untersagt.

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