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Medizin

Genom versus Aids-Virus

Die unterschiedliche Vermehrungsrate des HIV im Blut infizierter Menschen ist auf Abweichungen in deren Genom zurückzuführen. Dies berichten Lausanner Forscher zusammen mit amerikanischen Kollegen. Weshalb erkranken gewisse Menschen nach einer HIV-Infektion sehr rasch an Aids, während andere offenbar jahrelang auch ohne Medikamente gut leben können mit dem Virus? Diese Frage beschäftigt die Forscher seit dem Ausbruch der Epidemie vor rund 25 Jahren.

Nun hat ein internationales Forscherteam nachgewiesen, dass die Vermehrungsrate des HIV in einem befallenen Organismus – und damit der Verlauf der Aids- Krankheit – vom Genom des angesteckten Menschen deutlich beeinflusst wird.

Dahinter steckt eine gewaltige Fleissarbeit. «Wir haben die Daten von 30 000 HIV-Infizierten auf der ganzen Welt durchgeackert, um 486 für eine Genom-Analyse geeignete Individuen zu finden», so Amalio Telenti im Gespräch mit der baz. Er ist Professor am Institut für Mikrobiologie am Lausanner Universitätsspital und hat zusammen mit Kollegen vergangene Woche in «Science» über die gemeinsame Forschungsarbeit berichtet. Darin wurde der Frage nachgegangen, ob und wie weit die zu beobachtende individuell unterschiedlich hohe HI-Virenkonzentration im Blut Infizierter (Virus Load) auf genetische Variable zurückzuführen ist.

«Nachdem wir die Resultate der Genomanalyse unserer 486 Probanden mit den individuell unterschiedlichen Virus Loads verglichen hatten, war klar, dass da ein Zusammenhang besteht», so Amalio Telenti. Drei Gen-Varianten seien verantwortlich für 15 Prozent der Schwankungen im Virus Load, «das ist sehr deutlich». Daneben habe man weitere hundert Gen-Abweichungen gefunden, die eine Rolle zu spielen scheinen und «die man genauer anschauen muss».

Hinter den Bemühungen steht das Bestreben, neue und gezielter wirkende Medikamente gegen das HIV zu entwickeln. Ob und wann die neuen Erkenntnisse zum angestrebten Ziel führen werden, muss auch Amalio Telenti offen lassen. Besonders auch angesichts der Tatsache, dass – wie in der baz vom 20. Juli berichtet – die DNA des Genoms doch nicht derart allmächtig zu sein scheint, wie lange angenommen wurde.

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