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Fertig lustig

Sie haben es vielleicht doch nicht immer ganz so lustig und gut, die Sennen, die da im Volkslied besungen werden. Ganz im Gegenteil: Die Arbeit auf dem Land mache oft krank und traurig, ist in der Juli-Ausgabe des Journals «Occupational and Environmental Medicine» nachzulesen. Zwar liegt die Vermutung auf der Hand, dass der Zwang zum Broterwerb der körperlichen und seelischen Gesundheit der Lohnabhängigen nicht immer zuträglich ist. Doch Samuli Saarni vom finnischen Gesundheitsministerium und seine Kollegen von der Universität Turku und dem finnischen Institut für Berufsgesundheit wollten es etwas genauer wissen. Sie befragten 3536 Berufstätige im Alter von 30 bis 64 Jahre beiderlei Geschlechts über ihre berufliche Situation sowie das körperliche und seelische Wohlbefinden.

Dabei stellte sich heraus, dass Bauern im Vergleich zu anderen Selbstständigerwerbenden oder auch gewöhnlichen Angestellten über die unattraktivsten Berufsaussichten, schlechteste Gesundheit und subjektiv miserabelste Lebensqualität verfügten. Stress, bedingt durch Überforderung, Existenzangst und mangelnde soziale Vernetzung nennen die Autoren als Grund für die kaum den gängigen romantischen Vorstellungen entsprechende Lebenssituation der Landwirte. Besser schätzen da weibliche Lohnabhängige ihre Lage ein – aber auch nur, wenn sie nicht mit einem Bauern verheiratet sind. Und am besten geht es den Selbstständigerwerbenden sowie Managern, die Herr sind über eine Anzahl von Mitarbeitenden. Bei ihnen befände sich die Möglichkeit zur Selbstbestimmung am Arbeitsplatz, das soziales Ansehen und das Gefühl der materiellen Sicherheit in idealem Gleichgewicht, schreiben Saarni und Kollegen.

Offenbar trifft es Brechts «Ballade vom angenehmen Leben» eben doch akkurater als das Volkslied von den Sennen: «Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm», singt bekanntlich Mackie Messer in der Dreigroschenoper.

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