Schuster, bleib bei deinen Leisten. Sie erwecken stets von neuem unsere Bewunderung, die mutigen Zeitgenossen, die zwischen Wissenschaft und Kunst eine Brücke zu schlagen versuchen. Etwa die befreundete bildende Künstlerin, die über Jahre hinweg eisern Chromosomen skizzierte, malte, hämmerte und goss. Oder die Proteinchemiker, welche die Sequenzen von Aminosäuren in Töne setzten und so zumindest ungewohnte Klangmuster schufen – die baz berichtete. Die Aufzählung wäre endlos fortzusetzen.
«Die Wahrheit der Kunst verhindert, dass die Wissenschaft unmenschlich wird, und die Wahrheit der Wissenschaften verhindert, dass die Kunst sich lächerlich macht», hat der Amerikaner Raymond Chandler so schön formuliert, als Krimi-Autor selber ein Wandler zwischen vielen Genres. Wie zu verhindern wäre, dass sich umgekehrt die Wissenschaft lächerlich macht, dafür liefert Chandler allerdings kein Rezept.
Sonst wäre uns vielleicht Nachfolgendes erspart geblieben. Da hat doch Science-Korrespondent John Bohannon (alias «The Gonzo Scientist») Jung-Akademiker eingeladen, das Thema ihrer Dissertation tänzerisch umzusetzen. Was dabei herausgekommen ist, zeigt Bohannon ab heute im Internet*. Da ist etwa Elisabeth Oberzaucher zu sehen, die zum Thema «Gleich und gleich gesellt sich gern» ein paar Disco-Schrittchen wagt. Sven Ramelow vertanzt in einer Art Djelaba verhüllt seine «Single Photon Upconversion» und Ruth Gruetzbauch («The eventful life of galaxies in low density environments») versucht einen eher müden Partner zum Tango zu verführen. Als Gewinner des Kontests geht Brian Stewart hervor, der eine Choreographie zum Thema Nahrungsmittelverarbeitung im steinzeitlichen Südafrika vorzutragen versucht. Dass er dabei bloss einen Mini-Slip trägt, macht die Sache allerdings auch nicht unbedingt besser.
Alles schön und nett. Zu erinnern wäre vielleicht bloss noch an ein Sprichwort aus der prosaischen Welt der Handwerker: Schuster, bleib bei deinen Leisten.
*www.gonzoscientist.org