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Das Winterklima zeigt eher wieder eine Tendenz zur Normalisierung

Das Winterklima zeigt eher wieder eine Tendenz zur Normalisierung

«Ist das jetzt bereits das Resultat der allgemeinen Klimaerwärmung?», fragen sich Herr und Frau Schweizer angesichts des Frühlings, der heuer bereits im Januar stattzufinden scheint. Nein, meint der Klimaexperte Stephan Bader und verweist auf die langfristige Entwicklung. «Schon merkwürdig, dass dieses Thema bei jedem Extrem-Ereignis zu Diskussionen Anlass gibt», sagt Stephan Bader. Er arbeitet im Klimadienst des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie («MeteoSchweiz») und nervt sich ein wenig wegen der immer wieder gestellten Frage, ob die gegenwärtigen milden Januartemperaturen bereits eine Folge der allgemeinen Erwärmung des Erdklimas seien. «Aus solchen Extremereignissen kann und darf man keine allgemein gültigen Schlüsse ziehen. Sonst hätte man ja nach dem vergangenen kalten Winter auch sagen können, es stehe eine Eiszeit bevor», erklärt er im Gespräch mit der baz.

Mit anderen Worten: Klimaschwankungen, eine gewisse Variabilität des Temperaturverlaufs, sind die natürlichste Sache der Welt. «Daher ist es auch unsinnig, die kalte Jahreszeit im 1963 als Norm-Winter zu idealisieren und alle folgenden Jahre daran zu messen.» Denn gerade 1963 sei temperaturmässig ein Ausreisser gewesen, «der in diesem Ausmass im anderen Extrem während keinem Sommer beobachtet werden konnte».

Statistisch ist aber immerhin eines gesichert: In den 80er Jahren sind die Jahres-Durchschnittstemperaturen in der Schweiz über alle Regionen gemittelt sprunghaft angestiegen, «und auf diesem Niveau verharren wir heute noch», sagt Stephan Bader. Interessant sei dabei, dass dieser Temperatursprung für die eigentlichen Wintermonate Dezember bis Februar mit über einem Grad Celsius deutlich markanter ausgefallen sei als für die übrigen Jahreszeiten. «Umgekehrt sehen wir, dass sich die Temperaturentwicklung danach in den Wintermonaten eher etwas abgeflacht hat, während der Aufwärtstrend in den warmen Jahreszeiten ungebrochen scheint.» Dies lässt sich auch aus der Grafik zum Verlauf der Temperaturen übers ganze Jahr herauslesen.

Wie es weiter gehen wird mit dem Winterklima, darüber wagt Stephan Bader noch keine Prognose. «In etwa zehn Jahren werden wir beurteilen können, ob die beiden letzten zu kühlen Winter ihrerseits bloss Ausreisser waren oder ob sich daraus eine Trendumkehr entwickelt.» Dem entsprechend kann er die gegenwärtige Aufregung ob des warmen Januarwetters nicht teilen. «Selbst wenn es den Rest dieses Winters warm bleibt, beweist dies noch gar nichts. Damit würde statistisch lediglich der Ausreisser vom vergangenen Jahr kompensiert.»

Bei allen Kapriolen, die das Winterwetter in den vergangenen Jahren gespielt hat, sei jedoch klar, dass die Schweiz seit 1985 in den Genuss wärmerer Jahres-Durchschnittstemperaturen kommt. «Diese Klimaerwärmung können wir für die Schweiz eindeutig dokumentieren», so Bader. Eine Aussage über die Ursache des Klimawandels zu machen sei hingegen nicht möglich.

Tabelle Jahrestemperaturen. Die Aufzeichnungen bis zurück ins Jahr 1864 bezeugen das allmähliche Ansteigen der mittleren Jahrestemperaturen in der Schweiz. Die schwarze Linie repräsentiert den 20jährigen gewichteten Mittelwert. Gemäss internationalen Vereinbarungen gelten die zwischen 1961 und 1990 gemessenen Durchschnittstemperaturen als Normwert. Mitte der 80er Jahre macht die Kurve einen deutlichen Sprung nach oben und verweilt bis heute auf dem erhöhten Niveau.

Tabelle Wintertemperaturen. Etwas abweichend von den Jahrestemperaturen verläuft die Temperaturkurve der Wintermonate Dezember bis Januar. Der Temperatursprung erfolgt später, nämlich erst im Jahr 1987/88, aber mit 1,1 Grad Celsius etwas ausgeprägter. Dafür hat sich die Kurve des 20jährigen gewichteten Mittelwerts bereits vor der Jahrtausendwende etwas abgeflacht und könnte – falls die beiden vergangenen (statistisch gesehen) zu kalten Winter nicht Ausnahmen waren – bald wieder nach unter zeigen.

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