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Medizin

Cannabis und Nikotinsucht

Rauchen ist nicht unbedingt Einstiegsdroge für den Konsum von Cannabis. Und Jugendliche, die neben dem Kiffen nicht auch noch Tabak rauchen, schneiden laut einer Studie in der Schule nicht schlechter ab als ihre Kollegen, die sowohl auf Tabak als auch Cannabis verzichten. Wie und weshalb Jugendliche in den Cannabis-Konsum einsteigen, wollten Joan-Carles Suris und Kollegen vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Lausanne herausfinden. Dazu wurden 5263 Schweizer Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 20 Jahren eingeladen, sich auf Fragebögen über ihre Rauch- und Kiffgewohnheiten zu äussern sowie zu den Folgen, die das jeweilige Suchtverhalten aus ihrer eigenen Sicht im täglichen Leben zeitigen.

3105 Abstinente. Ihre Erkenntnisse haben die Lausanner Forscher nun in der November Ausgabe von «Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine» veröffentlicht, einer Publikation der amerikanischen Ärztezeitschrift «Jama». Dabei werden einige gängige Theorien hinterfragt. Bemerkenswert ist zunächst, dass immerhin 3105 der an der Umfrage Teilnehmenden aussagen, weder zu kiffen noch Tabak zu rauchen. 1703 gaben zu, sowohl dem Cannabis- wie auch dem Tabakgenuss zu frönen, während 455 der jungen Leute sich als reine Kiffer outeten, die Tabak verschmähen. Dies erschüttert die weit verbreitete These, dass Zigarettenrauchen gleichsam die Einstiegsdroge darstellt fürs Kiffen.

Weiter ist aus den Umfrageergebnissen zu schliessen, dass Jugendliche, die «bloss» Kiffen und daneben die Zigarette verschmähen, sich – im Gegensatz zu den Alles-Rauchern – bezüglich Schulleistungen und Sozialverhalten kaum von Altersgenossen abheben, die vollständig auf den Genuss von legalen und illegalen Drogen verzichten.

Kombination gefährlich. Probleme in der Schule und mit ihrem sozialen Umfeld bekommen die Jugendlichen jedoch offenbar, die sowohl von Nikotin- als auch Cannabis nicht lassen können. Verglichen mit ihnen beurteilen die reinen Kiffer ihre persönliche Situation positiver. Diese mehrheitlich männliche Gruppe unter den Befragten ist – immer gemäss eigenen Angaben – sensibler, kommt besser aus mit Freunden, treibt mehr Sport, hat in der Schule bessere Noten und ist weniger oft betrunken.

Trotzdem warnen die Lausanner Präventivmediziner davor, den Cannabiskonsum zu verharmlosen. Denn erstens sind die beim Kiffen in die Luftwege gelangenden Teer-Rückstände mindestens so gesundheitsgefährdend wie diejenigen, die im Zigarettenrauch frei gesetzt werden. Und zweitens verleitet der Cannabiskonsum oft, nach Zigarette und Flasche zu greifen, womit der Kreis geschlossen wäre.

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