Marsgestein legt Zeugnis ab von den Jugendjahren des Roten Planeten
US-Planetenforscher fanden auf dem Mars Tonmineralien, die nur in Gegenwart von viel Wasser entstehen konnten. In den Ablagerungen könnten Überreste primitiver Lebensformen eingeschlossen sein. Während die Marssonde Phoenix nahe des Nordpols nach Wasser gesucht und Eis gefunden hat, warten Geologen jetzt auch aus den südlichen Regionen des Roten Planeten mit einer Erfolgsmeldung auf. Rund vier Milliarden Jahre liegen die Ereignisse zurück, von denen Planetenforscher der amerikanischen Brown University heute im Wissenschaftsmagazin «Nature» berichten. Damals müssen sich die Temperaturen auf dem noch jungen Mars zwischen 100 und 200 Grad Celsius bewegt haben und ja, Wasser gabs jede Menge. Dies lesen John Mustard und sein 13köpfiges Team aus den Daten ab, die vom Mars-Erkundungssatelliten (MRO) gesammelt und jetzt erstmals von den Forschern ausgewertet worden sind.
Mit dem Spektrometer CRISM an Bord des Marsorbiters wurde unter anderem auch die Hochebene im Süden des Planeten rund um den Jezero-Krater unter die Lupe genommen. Dabei kam Erstaunliches zu Tage. Rings um den Krater finden sich nämlich mächtige Ablagerungen von Schichtsilikaten (Phyllosilicate), die bei der Kraterbildung durch einen Meteoriteneinschlag an die Marsoberfläche geschleudert worden waren. Schichtsilikate, darunter viele Tonmineralien, können sich jedoch nur in Gegenwart von Wasser bei Temperaturen zwischen 100 und 200 Grad im Untergrund bilden. «Damit stellt sich die Frage nach möglichem Leben auf dem Mars ganz neu. Denn dort herrschten offenbar über eine lange Zeit geradezu milde und wasserreiche Bedingungen», kommentiert John Mustard seine Erkenntnisse.
Wo genau nach Spuren dieser vergangenen Lebensformen zu suchen wäre, weist Mustards Doktorandin Bethany Ehlmann in ihrer Arbeit nach, die eben in der Zeitschrift «Nature Geoscience» publiziert wurde. Darin beschreibt die junge Forscherin die Umgebung des Jezero-Kratersees, der während der Noachian-Periode, also vor 3,8 bis 4,6 Milliarden Jahren, schätzungsweise stattliche 500 Quadratkilometer mass. In ihn transportierten Flüsse Schichtsilikate aus einem 15 000 Kilometer grossen Einzugsgebiet. Wo der See überlief, kann man heute noch Sedimentablagerungen ausmachen. «Wasser war also in dieser Region sehr aktiv bei der Gesteinsbildung beteiligt und derart im Überfluss vorhanden, dass es die Mineralien verfrachten und Deltas bilden konnte», sagt Bethany Ehlmann.
«Wenn es je Mikroorganismen gab auf dem Mars, so hätte das Einzugsgebiet rund um den Jezero-Kratersee die idealen Lebensbedingungen anbieten können», ist die Forscherin überzeugt. «Das gefundene Sediment-Delta könnte sich als Friedhof für Mars-Mikroben herausstellen.» Womit auch klar ist, wo auf dem Mars Bethany Ehlmann einen möglichen Phoenix-Nachfolger landen liesse …