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Zoologie

Vielfliegerprogramm für Albatrosse

Sie ziehen alle zwei Jahre ein Junges auf – wenns gut geht

Und sind daher vom Aussterben bedroht wie kaum eine andere Tierart. Forscher haben jetzt herausgefunden, was Albatrosse so treiben, wenn sie nicht gerade zufällig brüten. Den alten Seefahrern waren die eleganten Vögel stets unheimlich, die im Kielwasser ihrer Schiffe auf grosse Fahrt mitgingen: Tod und Verderben über Schiff und Besatzung bringe, wer einen Albatros töte, glaubten die Seebären damals.

Nicht unheimlich, jedoch geheimnisvoll war auch für Biologen bis jetzt die Lebensweise der immer seltener anzutreffenden Vögel. Sie sind ja meist in der Luft, segeln knapp über der Meeresoberfläche, tauchen nur kurz ein, um sich Leckerbissen wie Tintenfische rauszupicken. Jedes zweite Jahr wird vorzugsweise auf einer Insel ein Nistkegel gebaut und ein einziges Ei gelegt. Durchschnittlich 72 Tage dauerts, bis das Junge schlüpft, und weitere neun Monate vergehen bis zum Jungfernflug. Geht das Gelege verloren, ist die Saison gelaufen: Frühestens im folgenden Jahr wird ein weiterer Versuch gestartet. Albatros-Paare sind einander zwar treu, bis der Tod sie nach etwa 30 Jahren scheidet. Aber vom Kinderkriegen halten sie offenbar nicht viel.

In 46 Tagen um die Welt

Ein britisches Wissenschaftlerteam um den Biologen John Croxall wollte nun herausfinden, wo sich die Albatrosse herumtreiben, wenn sie nicht endlich wieder mal brüten. Zu diesem Zweck wurde 47 Graukopf-Albatrossen am Bein ein Lichtmessgerät montiert. 22 dieser «light level loggers», die zweimal täglich die Position der Vögel mit einer Genauigkeit von 100 Kilometern registrierten, konnten nach zwei Jahren eingesammelt und ausgewertet werden: Es zeigte sich, dass die Vögel mit ihrer zwei Meter messenden Flügelspannweite wahre Vielflieger sind. Zwölf Meistersegler flogen ein- oder gar zweimal um die Welt – die Bestzeit betrug 46 Tage.

Leider führt das Vielfliegerprogramm über Meeresregionen, in denen auch nach Thon gefischt wird. Und da Albatrosse immer noch gerne den Schiffen nachziehen, enden allzu viele Vögel an einem Fischhaken und ertrinken. Das ärgert die Fischer ebenso wie die Vogelschützer. Doch eine Idee, wie man das verhindern könnte, hat noch niemand.

Science Vol 307, Seite 249, 14. 1. 2005

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