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Zoologie

Viagra macht müde Hamster munter

Argentinische Forscher berichten, wie der Viagra-Wirkstoff Sildenafil Hamstern bei der Regulierung ihrer inneren Uhr unterstützt. Davon träumt jede Pharma-Firma: Dass eines ihrer Produkte unerwartet viel mehr kann, als anfänglich erhofft werden durfte. Indikations-Erweiterung heisst dies in der Fachwelt und kann sich als wahre Goldgrube erweisen. Gute Aussichten somit für den Hersteller der kleinen blauen Pille, die Männern über die Modekrankheit namens «Erektile Dysfunktion» hinwegzuhelfen verspricht. Allerdings wird sich die neue Goldader nur ausbeuten lassen, wenn auf den Menschen übertragbar ist, was die argentinische Biologin Patricia V. Agostino und ihre Kollegen im Lauf ihrer Forschungsarbeiten am Goldhamster Mesocricetus auratus herausgefunden haben.

Wie die Forschergruppe diese Woche in der Wissenschaftszeitschrift «PNAS» berichtet, verhilft der Viagra-Wirkstoff Sildenafil Hamstern nicht nur zu neuem Stehvermögen, sondern erleichtert den Lieblingen in den Kinderzimmern auch, Störungen des Tag-Nacht-Zyklus besser zu verkraften. Konkret, einen Jetlag von sechs Stunden, wie man ihn etwa bei einem Flug von Amerika nach Europa erfährt, hat ein Hamster bereits nach sechs statt neun Tagen überwunden, wenn ihm eine Stunde vor dem verfrühten «Tagesanbruch» Sildenafil gespritzt wird.

Dieser Nebeneffekt von Viagra ist kein Zufall, wirkt doch dasselbe Enzym (Phosphodiesterase, PDE), das Männer lendenlahm macht, auch in den Hirnregionen, die unseren persönlichen Tageszyklus regulieren. PDE baut dort das Neurohormon c-GMP ab, das seinerseits dem Körper hilft, den Biorhythmus an den künstlich verkürzten Tag anzupassen. Wird also PDE – eben zum Beispiel mit dem Viagra-Wirkstoff – blockiert, erholen sich zumindest Hamster schneller vom Jetlag, was sich an der regen Benutzung der Laufräder in den Käfigen ablesen lässt.

Bereits hofft das Forscherteam, dass auch Schichtarbeiter und Jetset von ihrer Entdeckung profitieren werden. Da könnten sich jedoch einige praktische Probleme ergeben, wenn Flugpassagiere zu den blauen Pillen greifen, sobald sich der neue Tag über den Tragflächen ankündigt. Unbeantwortet bleibt auch die Frage, wie sich Viagra auf den Tag-Nacht-Zyklus von Frauen auswirkt. Denn die Forscherin Patricia Agostino hat zwecks Bestätigung ihrer These ausschliesslich männliche Versuchstiere eingesetzt.

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