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Chemie

Treibstoff aus Stroh und Stauden

Die Gewinnung von Alkohol aus Ackerbau-Abfällen wäre unter ökonomischen und ökologischen Aspekten von Vorteil, haben amerikanische Forscher herausgefunden. Zumindest unkonventionell mutet an, wie die beiden US-Chemiker Stuart Strand und Gregory Benford dem Treibhausgas Kohlendioxid zu Leibe rücken wollen. Ihr Vorschlag: die Abfälle des Ackerbaus, also zum Beispiel Stroh, Maisstauden und das gesamte weiter nicht nutzbare Grünzeug kurzerhand im Meer zu versenken. Dies sei der einzig sofort gangbare Weg, das bei der Verrottung von Biomasse entweichende Kohlendioxid am Aufsteigen in die Atmosphäre zu verhindern. Dies schreiben die beiden Forscher diese Woche in einer Publikation der amerikanischen Gesellschaft für Chemie (ACS).

Da hat der Ökonome und Ökologe Jason Hill eine andere Idee. Er und sein Team schlagen vor, die von der Landwirtschaft verschmähte Biomasse zu Treibstoff umzuwandeln, und zwar zu Äthylalkohol. Bis jetzt wird dieser Benzinersatz vorwiegend aus Zuckerrohr oder Mais gegoren, was in zweierlei Hinsicht problematisch ist. Erstens werden damit wertvolle Nahrungsmittel vergeudet. Und zweitens ist solcher Biotreibstoff alles andere als «grün», kostet dessen Herstellung doch erhebliche Mengen an Wasser und Düngemitteln.

Stroh, Mais- und Sojastauden dagegen sind beinahe gratis zu haben. Nur ist die Technik, um daraus Alkohol zu gewinnen, noch nicht ausgereift. Was nicht ist, kann noch werden, sagte sich Jason Hill. Jedenfalls hat er schon mal zusammengerechnet, wie hoch die Umweltkosten sind, welche die verschiedenen Methoden der Treibstoff-Gewinnung verursachen. Nicht überraschend kommt er zum Schluss, dass Alkohol aus Abfall-Biomasse am besten abschneidet.

Bei ihren Überlegungen verglichen die Wissenschaftler die anfallenden Umweltkosten bei Herstellung und anschliessender Verbrennung von 3,8 Milliarden Litern Alkohol mit denjenigen des energetischen Äquivalents von 2,5 Milliarden Litern Benzin. Um so viel hatte nämlich der Verbrauch in den USA in den Jahren 2006/2007 zugenommen. Neben den Treibhausgas-Emissionen wurde auch die Belastung durch krank machenden Feinstaub (PM 2,5) in Rechnung gestellt.

In der neuesten Ausgabe von PNAS ist jetzt das Ergebnis der Recherchen nachzulesen: Demnach betragen die bei der Förderung, Raffinierung und Verbrennung der erwähnten Menge Benzin anfallenden Umwelt- und Gesundheitskosten 469 Millionen US-Dollar. Wird dieselbe Energiemenge aus Mais gewonnen, klettert diese Zahl je nach Produktionsmethode auf 472-952 Millionen. Mit Umweltkosten zwischen 123 bis 208 Millionen USD schneidet demgegenüber der Alkohol aus Abfall-Zellulose relativ gut ab. Stroh und Stauden im Meer zu versenken wäre somit die reinste Schnapsidee.

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