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Medizin

Standortbestimmung am Dritten Internationalen Welt-Lymphomtag

«Wenn ich in zehn Jahren noch lebe, umso besser»

Das Lymphom weltweit besser ins öffentliche Bewusstsein zu rücken sowie Bildung und Förderung neuer regionaler Lymphompatientengruppen zu fördern: Dies haben sich die Organisatoren des dritten Welt-Lymphom-Tags zum Ziel gesetzt. Erstaunlich offen sprach man über Krankheit, Leben und Tod. «Ja, aufgrund der Diagnose habe ich meine Lebensplanung von Grund auf umgestellt», bekannte Federico Bizzaro. An der Podiumsdiskussion anlässlich des dritten Welt-Lymphomtages in Bern schilderte er, wie er reagierte, als bei ihm ein als unheilbar geltendes follikuläres Lymphom festgestellt wurde: Er verkaufte sein Geschäft, initiierte die Gründung der ho/noho-Patientengruppe von Lugano und will jetzt seinen alten Traum verwirklichen: um die Welt segeln. Und möchte verständlicherweise wissen, wie viel Zeit ihm noch bleibt.

Wieviel Zeit bleibt?

«Ich weiche solchen Fragen nach der Lebenserwartung aus», sagte Prof. Dr. med. Martin Fey. Als Chefarzt für medizinische Onkologie am Berner Inselspital weiss er, dass Prognosen im Einzelfall schwer zu machen sind. «Und eine mittlere Überlebenszeit aufgrund der Literatur anzugeben, bringt es ja auch nicht». Denn den einen kann die Krankheit morgen schon einholen, während der andere mit derselben Diagnose Jahrzehnte überlebt. Prof. Fey bringt daher seinen Patienten lieber schonend bei, ob es sich um Monate oder Jahre handelt. «Denn angesprochen werden sollte das Thema schon. Sonst wird alles nur noch schlimmer für die Angehörigen, etwa wenn ein Geschäftsinhaber völlig unerwartet verstirbt und nichts geregelt ist.»

Federico Bizarro zumindest scheint es gefasst aufgenommen zu haben, mit der Endlichkeit des eigenen Seins konfrontiert zu werden: «Wenn ich in zehn Jahren wider Erwarten noch lebe, umso besser.»

Forschung nicht behindern

In zehn Jahren kann sich ja sowieso noch einiges ändern im Wissen um Diagnose und Behandlung des Lymphoms. Dies wurde im ersten Teil des Abends verdeutlicht, an dem über neue Therapien und Behandlungsmethoden berichtet wurde. Prof. Thomas Cerny, Präsident Krebsliga Schweiz und Chefarzt Onkologie/Hämatologie am Kantonsspital St. Gallen referierte über den Stand der Antikörpertherapie, Dr. med. Christian Taverna vom Kantonsspital Münsterlingen berichtete über Neuigkeiten auf dem noch jungen Gebiet der Radioimmuntherapie, während Prof. Dr. med. Alois Gratwohl, Leiter Hämatologie am Universitätsspital Basel die Erfolge seines Teams mit Stammzellentransplantations-Verfahren schilderte.

Prof. Gratwohl äusserte bei dieser Gelegenheit auch die Befürchtung, die geplanten gesetzlichen Regelungen im Bereich Humanforschung könnten den medizinischen Fortschritt behindern: «Wir dürfen nicht vergessen, dass Forschung am Menschen Forschung für den Menschen ist», mahnte er.

So oder so ist die Forschung gefordert. Denn noch sterben allein in der Schweiz jährlich 650 Menschen an einem Lymphom, die Zahl der Neu-Erkrankungen liegt bei 1500 Fällen, Tendenz steigend. Weshalb das so ist, weiss niemand.

Mehr dazu im Internet: www.lymphome.ch, www.lymphomacoalition.org

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