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Physik

Man ist, was man trinkt

Wasseranalyse im Haar verrät Herkunft einer Person

US-Wissenschaftler können dank dem Isotopenmuster des im Menschenhaar eingelagerten Wassers erraten, wo sich die betreffende Person in letzter Zeit aufgehalten hat. Die Coiffeure staunten wohl nicht schlecht ob des ungewöhnlichen Ansinnens. Hatten doch der Geochemiker Thure Cerling und der Ökologe Jim Ehleringer Frau und Kind auf die Reise quer durch die USA geschickt, um in den Friseur-Salons von 65 Kleinstädten einzusammeln, was sonst auf dem Boden und im Abfallkübel landet. Was als verschrobene Sammelwut erscheinen mag, diente jedoch der Wissenschaft. Denn zusammen mit den Haarproben brachten die Helfer der beiden Forscher jeweils auch eine Flasche Hahnenwasser aus der betreffenden Stadt mit. Darauf hatten es Cerling und Ehleringer, die beide an der Universität Utah forschen, besonders abgesehen. Denn Wasser ist nicht einfach gleich Wasser, sondern setzt sich aus einem Isotopengemisch zusammen. Neben den häufig vorkommenden Wasserstoff- und Sauerstoffatomen mit den Massenzahlen 1 respektive 16 sind – wenn auch selten – die schwereren Isotope mit Massenzahl 2 und 18 präsent. Nun variiert aber diese Isotopen-Signatur im Grundwasser von Region zu Region. Wassermoleküle mit schweren Atomen sind beispielsweise vor allem in Küstennähe häufiger zu finden. Das erklären Cerling und Ehleringer damit, dass aus den vom Ozean hereingewehten Wolken die Wassermoleküle mit den schweren Isotopen als erste ausgeregnet werden, während der Regen weiter landeinwärts hauptsächlich aus normalem Wasser besteht. So erhält jede Region ihr Wasser mit örtlich typischer Isotopen-Unterschrift. Das geht auch an den dort lebenden Menschen nicht spurlos vorüber. Denn Spuren des getrunkenen Wassers werden unter anderem auch in den Haaren eingelagert und dort konserviert. Dies konnten Thure Cerling und Jim Ehleringer bestätigen, als sie die Isotopensignatur in den gesammelten Haar- und Wasserproben miteinander verglichen. «Wir können jetzt anhand einer Haarprobe mit 85prozentiger Sicherheit sagen, ob sich die betreffende Person in letzter Zeit etwa in Florida oder in Montana aufgehalten hat», schreiben die beiden Forscher diese Woche in der Wissenschaftszeitschrift «Proceedings of the National Academy of Sciences». An der Isotopen-Messmethode sind neben Archäologen besonders auch Gerichtsmediziner interessiert. Bereits ist es ihnen gelungen, mit Hilfe der Isotopen-Signatur im Haar eines Mordopfers dessen Herkunft festzustellen.

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