Nierensteine wachsen bei hohen Temperaturen besser
Neben vielen anderen Übeln könnte die globale Klimaerwärmung auch einen Anstieg der Nierenstein-Fälle zur Folge haben. Dies haben US-Forscher errechnet. Ein Klimawandel könnte den Gletschern ans Lebendige – und vielen US-Bürgern buchstäblich an die Nieren gehen. Dies prophezeit eine Gruppe amerikanischer Geo-Wissenschaftler und Urologen diese Woche in der Zeitschrift Pnas, dem Publikationsorgan der amerikanischen Akademie der Wissenschaften.
Die Bildung von Nierensteinen kann zwei Ursachen haben: eine Stoffwechselstörung und/oder ein niedriges Urinvolumen. Letzteres wiederum ist schätzungsweise zu 70 Prozent abhängig von Aussentemperatur und Luftfeuchtigkeit. Denn wer viel schwitzt, ist tendenziell ausgetrocknet und produziert hochkonzentrierten Urin. Aus diesem kristallisieren dann gerne Steine aus, und zwar vorwiegend in den Nieren (und seltener in der Blase).
Zwölf Prozent der männlichen US-Bevölkerung werden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal von einem Nierenstein geplagt, bei den Frauen sind es vier auf hundert. Der Zusammenhang zwischen Umgebungstemperatur und Auftreten von Nierensteinen ist schon früher beobachtet worden. Es scheint, dass es in den USA nicht nur einen «Bible Belt» gibt, sondern auch einen «Nierenstein-Belt». Dieser liegt gegenwärtig im Südosten der USA. Falls sich jedoch die Durchschnittstemperaturen tatsächlich um drei Grad erhöhen, wie dies einige Klimamodelle vorhersagen, könnte sich dieser Nierenstein-Gürtel in die besonders bevölkerungsreichen Gebiete des Mittleren Westens oder gar Richtung New York verlagern, rechnen Tom Brikowski und seine Kollegen vor.
Wird dieses Szenario Wirklichkeit, müssten in den USA im Jahr 2050 gegenüber heute zwei Millionen mehr Nierensteine zertrümmert oder sonstwie unschädlich gemacht werden, also etwa 30 Prozent mehr als heute. Das Gesundheitssystem würde jährlich um eine zusätzliche Milliarde Dollar belastet.
Doch wie die Forscher betonen, ist das alles noch nicht sicher, weil auch heute schon viele Steine ohne Probleme von alleine abgehen. Und auch die Extrapolation der Fallzahlen in die Zukunft sei mit Unsicherheiten belastet. Es könnte ja sein, dass sich die Menschen dann einfach häufiger im Kühlen aufhalten oder mehr Wasser trinken …