Wer schon mal beim Schnorcheln mit den Fischen schwamm, kennt das Phänomen: Wie von Geisterhand gesteuert weicht der ganze Schwarm dem Störefried aus, synchron wie ein Herz und eine Seele. Und wenn auch einige Fischchen anfänglich in die «falsche» Richtung davon stieben, so werden sie doch bald reumütig wieder in die Masse einfügen.
Doch wie erreicht der Schwarm einen Konsens, welche Fluchtrichtung die richtige sein könnte? Dieser Frage sind Forscher an den Universitäten Uppsala in Schweden und Sydney (Australien) nachgegangen. «Es ist ein bisschen wie bei Wahlen: Im Zweifelsfall entscheidet die Masse, dem attraktiveren Kandidaten zu folgen», schreiben David Sumpter und Ashley Ward in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift «Current Biology».
Die beiden haben die Probe aufs Exempel gemacht. Sie präsentierten mehreren Stichling-Gruppen artifizielle Artgenossen als Führerfiguren. Diese «Lockfische» waren teils gross, teils klein, hatten einen kleinen Bauch (mimten also erfolgreiche Beutejäger) oder wiesen Flecken auf (waren somit möglicherweise von Parasiten befallen). «Es stellte sich heraus, dass die Stichlinge lieber den grossen, dicken und gesund aussehenden Lockfischen folgen als den kleinen und mageren», sagt Ashley Ward. Und «je grösser der Schwarm, desto klarer zeigen sich diese Präferenzen».
Nun gibt es aber auch unter Fischen Individuen, die sich schwer tun, einen eigenen Entscheid zu fällen. «Die schauen halt, wie sich die Mehrheit verhält, und folgen dann der Masse», hat David Sumpter herausgefunden. Ein solches Massenphänomen sei ja gegenwärtig auch an den Aktienbörsen zu beobachten und Ursache für die Finanzkrise, wenn plötzlich alle Händler verkaufen wollen. «Aber sich daran zu orientieren, was die Mehrheit tut, kann unter Umständen durchaus vernünftig sein», meint Sumpter. Besonders wenn dann der Trend umkehrt und es wieder aufwärts geht.