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Neurowissenschaften

Cannabis hilft alten Gehirnen

THC-ähnlicher Stoff verbessert Gedächtnis bei Ratten

Eine mit Tetrahydrocannabinol (THC) verwandte Chemikalie schützt Hirnzellen vor dem Entzündungstod – zumindest bei alternden Ratten. Und könnte somit vorbeugend wirken gegen Alzheimerkrankheit, hoffen US-Neurowissenschaftler. «Wir gehen nicht so weit, Kiffen als vorbeugende Behandlung gegen die Alzheimerkrankheit zu empfehlen», warnte der Psychologe Yannick Marchalant diese Woche auf dem Meeting der Gesellschaft für Neurowissenschaften in Washington vor übertriebenen Erwartungen. Dies verbieten allein schon die im Cannabis-Rauch enthaltenen Schadstoffe. Hingegen ist der an der Staatsuniversität Ohio lehrende Forscher überzeugt, es lasse sich eine synthetische, dem Cannabis-Wirkstoff verwandte Verbindung herstellen, die auf Gehirnzellen gezielt entzündungshemmend und wachstumsfördernd wirkt, ohne gleichzeitig psychische Veränderungen hervorzurufen.

Zwar ist immer noch nicht klar, wodurch die Alzheimerkrankheit ausgelöst wird. Sicher ist jedoch, dass mit der Demenz-Erkrankung stets auch entzündliche Prozesse einhergehen. «Mit THC hat neben Nikotin, Koffein und Alkohol ein weiteres Genussmittel – wenn in Massen konsumiert – eine schützende Wirkung gegen solche Entzündungsprozesse und den daraus folgenden Verlust der Gedächtnisleistung gezeigt», sagt Marchalant’s Forscherkollege Gary Wenk.

Für Ihre Versuche mit alternden Ratten verwendeten die beiden Forscher die synthetische THC-Analogsubstanz WIN. Der Stoff wurde den Tieren während drei Wochen kontinuierlich unter die Haut gepumpt, um einen konstanten Wirkstoffpegel zu erreichen. Die Versuchstiere wurden in ein Bassin gebracht und mussten anhand von Wegweisern lernen, möglichst schnell die Ausstiegsplattform zu finden. «Alte Ratten sind schlechte Schüler. Aber es zeigte sich, dass die mit WIN behandelten Tiere jeweils schneller lernten und sich besser merkten, wo sie aus dem Bassin klettern können, als die unbehandelten Artgenossen», fasst Yannick Marchalant die Versuchsergebnisse zusammen.

Die Forscher konnten auch zeigen, dass WIN spezifisch Entzündungsprozesse im Hippocampus unterdrückt, der Hirnregion, die für das Kurzzeitgedächtnis zuständig ist. Weiter wirkte WIN offensichtlich auch auf Rezeptoren ein, die das Heranwachsen neuer Hirnzellen steuern. Diesen beiden Effekten schreiben Marchalant und Wenk denn auch WINs gedächtnisstützende Wirkung zu. «Jetzt geht es darum, eine Substanz zu finden, die auch beim Menschen in diese Richtung wirkt – ohne psychotrope Nebenwirkungen zu entfalten», sagen die beiden Forscher.

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