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Entwarnung für Testosteron

Das Hormon erhöht Prostatakrebs-Risiko nicht. Hoher Testosterongehalt im Blut erhöht das Prostatakrebs-Risiko nicht, haben britische Forscher nachgewiesen. Und entkräften damit ein Jahrzehnte altes Dogma. Bodybuilder, Sportler und ältere Semester, die ihrer Leistungsfähigkeit bisweilen durch Injizieren von männlichen Sexualhormonen nachzuhelfen pflegen, können aufatmen. Denn entgegen landläufiger Lehrmeinung stellen erhöhte Testosteron-Werte im Blut kein vergrössertes Risiko dar, an Prostatakrebs zu erkranken. Dies schreibt Andrew Roddam von der «University of Oxford» in der Fachzeitschrift «Journal of the National Cancer Institute». Roddam und Kollegen hatten die Originaldaten von 18 Studien zum Thema Sex-Hormone und Prostatakrebs überprüft. Die Daten stammten von insgesamt 3886 an Prostatakrebs erkrankten Männern und 6438 gesunden Kontrollpersonen. «Der Vergleich der weltweit gesammelten Daten zeigt nun, dass kein Zusammenhang nachgewiesen werden kann zwischen Sexualhormon-Konzentrationen im Blut und dem Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken», schreiben die Forscher. Diese Aussage erstaunt insofern, als erwiesen ist, dass Testosteron das Wachstum eines Prostatakarzinoms und dessen Metastasen anregt. Eine wichtige Methode in der Bekämpfung der Prostatakrebs-Erkrankung ist daher die chemische oder operative Kastration, um das Sexualhormon im Blutkreislauf der Erkrankten möglichst zu eliminieren. Daher lag der Umkehrschluss nahe, dass hohe Testosteronwerte die Entstehung von Prostatakrebs fördern könnte. «Das könnte ein Fehlschluss gewesen sein», räumt Thomas Gasser ein, der Chefarzt der Urologischen Universitätsklinik beider Basel. Das Dogma vom krebsauslösenden Testosteron sei schon seit einiger Zeit im Wanken, und die englische Studie sei ernst zu nehmen. Das ändert aber laut Thomas Gasser nichts daran, dass die chemische Kastration vor allem bei der Behandlung der fortgeschrittenen Krebserkrankung immer noch die Methode der Wahl ist. Und auch vom sorglosen Konsum von Testosteron, quasi als Lifestyle-Droge, rät er weiterhin ab. Weil damit ein bereits vorhandenes und noch unentdeckt gebliebenes kleines Prostatakrebsgeschwür zum Wachsen angeregt werden könnte.

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