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Gesundheit/Ernährung

Die unterschiedlichen chemischen Verkleidungen des Cholesterins erklären alles

Vom Fett, das eigentlich keines ist

Vom «guten» HDL-Cholesterin mit hoher Dichte hört man viel, sowie vom schlechten LDL-Konterpart – und vom «richtigen» Verhältnis, das die beiden zueinander haben sollten. Ein Versuch, den chemischen Dschungel ein wenig zu lichten. In Gallensteinen wurde der Stoff im 18. Jahrhundert erstmals gefunden, und das geht ihm heute noch nach: Vom griechischen «chole» (Galle) und «stereos» (hart) hat das Cholesterin seinen Namen bekommen. «Steroide» nennt man auch heute noch die chemischen Stoffe, die das typische Gerüst von drei Sechser- und einem Fünferring besitzen, darunter neben dem Cholesterin (unter vielen anderen) auch die Sexualhormone Östrogen und Testosteron.

Cholesterin wird den Fetten (Lipiden) und fettähnlichen Stoffen zugerechnet, was genau genommen so nicht stimmt. Denn an dessen Ringstruktur hängt eine OH-Gruppe, somit haben wir eigentlich einen Alkohol vor uns. Doch weil Cholesterin im Blut überwiegend als Verbindung (Cholesterinester) mit einer Fettsäure zirkuliert und damit tatsächlich zu einem Fettbestandteil wird, ist die Klassifizierung zumindest nicht ganz falsch.

Aber auch in Fettform käme das Cholesterin nicht weit im menschlichen Körper, es muss sich noch mit einem Protein zusammentun, damit es vom Blut aufgenommen werden kann. Lipoprotein heisst jetzt der Komplex, in den das Cholesterin eingebettet ist und der nun in dieser Form im ganzen Körper (ausser ins Gehirn) umherreisen kann.

«Gutes» und «Schlechtes»

Dabei übernimmt dieser Komplex je nach Grösse des Proteinanteils unterschiedliche Aufgaben. Macht der Proteinanteil ungefähr 25 Prozent aus, spricht man von LDL (Lipoprotein niedriger Dichte). Dieses funktioniert gleichsam als Lastesel, der den begehrten Baustoff für Zellmembrane aus den Produktionszentren in Darm und Leber hinaus zu den Bauplätzen im Körper schleppt.

Auch dann noch, wenn’s längst des Guten zu viel ist. Schwimmt nun aber im Blut mehr LDL-Cholesterin, als in den Zellen verarbeitet werden kann, lagern sich die Überschüsse in den Blutgefässen ab. Jetzt droht Arteriosklerose oder «Arterienverkalkung». Sind von diesem Prozess die Herzkranzgefässe betroffen, besteht akute Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden. Als Regel gilt: Bereits eine Erhöhung des LDL-Cholesterins im Blut um zehn Prozent erhöht das Herzinfarkt-Risiko um einen Drittel. Deshalb ist LDL als «schlechtes» Cholesterin verschrien.

Der Kreislauf

Aber zum Glück gibt es auch das «gute» Cholesterin. Dessen Lipoprotein enthält zu 50 Prozent Protein und hat im Vergleich zum LDL eine hohe Dichte. Dieses HDL-Cholesterin besorgt den Transport von überschüssigem Cholesterin aus den Blutgefässen in die Leber zurück, wo der riskante Stoff abgebaut, etwa in die für die Fettverdauung unentbehrliche Gallensäure umgewandelt und in den Darm abgeleitet wird. Dort wird das Cholesterin jedoch im oberen Darmabschnitt grösstenteils wieder aufgenommen und in die Leber zurückgeführt, es gibt als einen eigentlichen Cholesterinkreislauf: Galle – Darm – Leber – Galle.

Aus alledem ist leicht einzusehen, wie wichtig es für die Gesundheit ist, dass im Zweifelsfall in unseren Adern immer mehr «gutes» HDL zirkuliert als «schlechtes» LDL. Eben damit dieser Kreislauf nicht ins Stocken kommt.

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