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Chemie

Die Hälfte verbleibt in der Atmosphäre

Neue Daten zum CO2-Transport über Nordamerika: 
Besonders Kanada und die US-Ostküste fangen das Gas ein

Nur etwa die Hälfte des durch Industrie und Verkehr in Nordamerika freigesetzten Kohlendioxids wird von der Vegetation wieder gebunden. Dies zeigen erste Resultate des Programms «CarbonTracker». Um abschätzen zu können, um wie viel die Emission von Treibhausgasen gesenkt werden muss, um den befürchteten Klimawandel zu stoppen, ist es gut zu wissen, wie die Gesamtbilanz aussieht. Denn beispielsweise Kohlendioxid wird zwar in gros-sen Mengen von Industrie und Verkehr in die Luft geblasen, aber die Vegetation fängt einen Teil davon über Photosynthese wieder ein. Doch wie viel des emittierten Treibhausgases wird tatsächlich in Wäldern und Feldern wieder als Biomasse gebunden?

Das Programm CarbonTracker versucht, diese Frage für Nordamerika zu beantworten. Und letzte Woche wurden in den «Proceedings of the National Academy of Sciences» erste Resultate veröffentlicht. Dazu hatten Wouter Peters und Kollegen von der amerikanischen «National Oceanic and Atmospheric Administration» NOAA ein Berechnungsmodell erstellt, das auf rund 28 000 Messwerten beruht, die in den Jahren 2000 bis 2005 erhoben worden waren – von Satelliten, Flugzeugen und Hochhäusern aus sowie am Boden. Dies habe es ermöglicht, die vertikale Verfrachtung von Kohlendioxid in den Luftsäulen über den USA und Kanada Woche für Woche abzubilden, schreiben die Forscher.

Wälder als Filter. Demgemäss wurden im beobachteten Zeitraum von der Vegetation durchschnittlich 0,4 bis 1 Petagramm Kohlenstoff pro Jahr absorbiert. Dies sei in Relation zu setzen zu den etwa 1,85 Petagramm Kohlenstoff, die wegen der Zementindustrie und durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern in Form von CO2 jährlich in die Atmosphäre gelangen, schreiben die Forscher (ein Petagramm entspricht einer Milliarde Tonnen). Wie nicht anders zu erwarten, weichen die tatsächlichen Werte vom Durchschnitt ab und schwanken über Zeit und Ort.

So stellten sich die Wälder der US-Ostküste und Kanadas als effizienteste Kohlendioxid-Fänger heraus, und zwar besonders dort, wo nach einem Kahlschlag frisch aufgeforstet worden war. Auch die Landwirtschaft des mittleren Westens der USA scheint unter dem Strich mehr CO2 zu absorbieren als freizusetzen. Nur müsse man da berücksichtigen, dass die Ernteprodukte danach wegtransportiert und andernorts verbraucht, sprich wieder in Kohlendioxid umgewandelt, würden, räumen die Forscher ein. Grossen Einfluss haben sodann, neben den Vegetationsperioden, auch Dürren. So habe sich die Kohlenstoff-Resorbtion über dem Festland im trockenen Jahr 2002 auf 0,3 Petagramm zurückgebildet.

Milliarden wert. «Das sind enorme Schwankungen in den CO2-Bilanzen und diese haben jetzt, wo sich ein Markt für Emissionszertifikate entwickelt, einen Wert von mehreren Mrd. Dollar in den Kohlenstoff-Budgets einzelner Länder. Auch deshalb ist es nützlich, diese genau zu beobachten», schreiben die Forscher.

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