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Gesundheit/Ernährung

«Die Diät ist an allem schuld!»

Dick trotz fettarmem Essen

Gesünder leben dank regelmässigem Verzehr von Früchten und Gemüse? Alles Unsinn, findet der deutsche Lebensmittelchemiker Udo Pollmer. Denn: «Diäten machen krank», ist er überzeugt. «Warum wir immer dicker werden», wollten die Schweizer Wissenschaftsjournalisten am diesjährigen Gesundheitsseminar erklärt bekommen. «Fastfood ist schuld», hielt David Fäh vom Physiologischen Institut der Universität Lausanne als Erklärung bereit: Weil die «Macs» immer «bigger» würden, nehme der Fastfood-Kunde ungewollt ständig grössere Quantitäten an Fett und Kohlehydraten zu sich. Werde das Ganze dann noch mit einer Doppelration Cola-getränk hinuntergespült und diese Prozedur täglich wiederholt, ist laut David Fäh der Ernährungs-GAU perfekt.

Dessen Folgen bei den Jugendlichen dann Bruno Knöpfli in der Alpinen Kinderklinik Davos ausbügeln muss: Dort nämlich werden den Buben «sie sind besonders betroffen» und Mädchen für teures Geld die Speckschwarten abtrainiert. An Kundschaft fehlt es nicht, denn auch in der Schweiz grassiert Übergewicht unter der Jungmannschaft, rund jedes sechste Kind gilt als adipös.

Ursula Zybach von der Krebsliga Schweiz durfte darauf zeigen, wie der Trend gebrochen werden, wie den (jungen) Menschen gute Ernährung beigebracht werden könnte. Etwa mit der Kampagne «five a day», die vor ein paar Jahren über die USA auch die Schweiz erreicht hat. Die will uns dazu bringen, unserer Gesundheit zuliebe täglich mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Früchte zu essen.

Für all das eben gesagte hat Udo Pollmer, Lebensmittelchemiker und Direktor am «Europäischen Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften», bloss ein müdes Lächeln übrig. «Die Diäten sinds, welche die Menschen dick machen», ist er überzeugt. Dass fettarm essen nicht mit Gewichtsabnahme honoriert wird, würden die Zahlen aus den USA beweisen: Dort hat die Fettleibigkeit unter Jugendlichen in den vergangenen zehn Jahren um einen Fünftel zugenommen, obwohl der Fettgehalt der Nahrung im gleichen Zeitraum zurück gegangen ist. (Der übermässige Fernsehkonsum sei daran schuld, meint Pollmer, die Flimmerkiste bringe den Hormonhaushalt der Kids durcheinander. Aber das ist eine andere Geschichte). Jedenfalls habe bis heute «noch keine einzige Diät funktioniert», betonte der streitbare Referent. Im Gegenteil, meist bringe man nach der Schmalkost-Episode mehr auf die Waage als zuvor. «Was macht der Körper, wenn trotz Appetit die Kalorienzufuhr gedrosselt wird? Er schaltet auf Sparflamme und nutzt das noch vorhandene Angebot doppelt gut aus.» Ein Reflex, der auch nach Absetzen der Diät weiter funktioniert, und eben zur Folge hat, dass man hinterher bald mehr wiegt als je zuvor «der JoJo-Effekt».

Was sollen Mann und Frau denn tun, um schlank zu werden oder zu bleiben? Gar nichts, findet Udo Pollmer. Er kann wenig mit den Gewichtsnormen anfangen, die von den Gesundheitsaposteln aufgestellt werden. «Es gibt nun mal nicht nur Menschen, die von Natur aus gross oder klein sind, sondern eben auch dünne und dicke Individuen. Es hat keinen Sinn und ist überaus ungesund, einen Pykniker auf den ‹Normalwert› hinunter abzuspecken. Man köpft ja die Grossgewachsenen auch nicht, obwohl Längenwachstum ebenfalls gesundheitsschädlich sein kann», meint er ironisch.

«Jeder Versuch, den Bauch mit dem Kopf zu steuern, muss misslingen», ist Udo Pollmer überzeugt. Er selber isst und trinkt jeweils, was ihm Bauch und Gaumen raten. Man siehts ihm an, und er hinterlässt den Eindruck eines zufriedenen Menschen.

PS: Heute steht Spinat auf dem Menuplan. Ich freu mich darauf, denn ich mag das Gemüse seit mir nicht mehr eingeredet wird, es sei gesund …

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