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Coole Mäuse leben länger

Es könnte eine der zahlreichen Kinderfragen an die baz sein: Weshalb beträgt die Körpertemperatur des gesunden Menschen ziemlich exakt 37 Grad Celsius? Wäre nicht, sagen wir einmal mit 38 oder 36 Grad ebenso gut zu leben? Wie auf so manches «Warum?»; weiss auch in diesem Fall niemand eine sichere Antwort, nicht einmal die Wissenschaft. Dabei könnte es durchaus Vorteile bringen, buchstäblich kaltblütig zu sein. Zumindest Mäuse leben länger, wenn ihre Körpertemperatur um ein halbes Grad gesenkt wird: Rund einen Fünftel macht der Gewinn an Lebenszeit bei weiblichen Tieren aus, bei Mäuse-Männchen sind es immerhin noch zwölf Prozent.

Dies berichten Bruno Conti und Kollegen in der jüngsten Ausgabe von «Science». In den Laboratorien des kalifornischen Scripps-Forschungsinstituts hatten sie den Thermostat in Mäusegehirnen solchermassen genetisch manipuliert, dass sich die Körpertemperatur im Vergleich zu unbehandelten Tieren auf einem um 0,5 Grad tieferen Niveau einpendelte. Bei alledem frassen die manipulierten Mäuse gleich viel wie die Kontrolltiere, nahmen dabei – weil der Stoffwechsel effizienter wurde – an Körpergewicht zu. Und lebten trotzdem länger.

Der Zufall will es, dass in der «Nature»-Ausgabe dieser Woche eine weitere Möglichkeit beschrieben wird, wie man (respektive «Maus») hemmungslos schlemmen und trotzdem lange leben kann. Eine Forschergruppe um David Sinclair an der medizinischen Fakultät der Harvard-Universität in Boston ernährte ihre Versuchstiere richtig ungesund, mit viel Fett und Kohlehydraten. Der einen Mäusegruppe wurde jedoch Resveratrol ins Futter gemischt, eine im Wein natürlich vorkommende Substanz. Der Wein-Zusatz hatte einen erstaunlichen Effekt: Die Versuchstiere wurden zwar wie erwartet übergewichtig. Hingegen blieben die damit normalerweise verbundenen gesundheitlichen Schäden aus. Nieren und Leber blieben gesund, die Tiere waren agil und lebten gleich lang wie ihre Artgenossen, die gesund ernährt wurden.

Lang und trotzdem gut leben ist also wenigstens für Mäuse nicht mehr bloss Wunschtraum. Ob sich all dies auch auf den Menschen übertragen liesse und wozu dies gut wäre, muss einstweilen offen bleiben. Aber «cool» ist es allemal.

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