Kategorien
Coffeetalk

Auch für Placebos gilt …

… was nichts kostet, ist nichts wert. Gedacht hab ich mirs zwar auch schon, aber jetzt hats der amerikanische Verhaltens-Ökonome Dan Ariely bewiesen: Das alte Sprichwort hat auch in der Medizin seine Gültigkeit. Der an der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina arbeitende Forscher konnte nämlich zeigen, dass ein teures Placebo-Präparat Schmerzen weit effizienter dämpft als das billige Konkurrenzprodukt. Der Placebo-Effekt ist ja ein äusserst segensreicher Helfer in der Medizin: Wenn ein Patient seinem Arzt glaubt, dass es ihm nach der Einnahme eines Medikaments besser gehen wird, ist der Heileffekt ziemlich sicher – selbst wenn die verabreichte Pille gar keinen entsprechenden Wirkstoff enthält. Schätzungsweise bei 30 bis 60 Prozent aller medizinischen Erfolge spielt der Placebo-Effekt mit eine Rolle. Besonders erfolgreich sind Placebopräparate, also Pillen ohne Wirkstoff, in der Schmerzbehandlung. Dan Ariely hat wohl auch deshalb seine Versuche auf diesem Gebiet durchgeführt. Dabei hat er 82 Probanden mit leichten Elektroschocks am Handgelenk gepiekst, ihnen allen aber zuvor ein angeblich schmerzlinderndes Placebo-Präparat verabreicht. Mit dem Unterschied, dass der einen Hälfte der Versuchspersonen eingeredet wurde, beim Placebo handle es sich um eine teure High-Tech-Pille, die 2,5 Dollar das Stück kostet. Dem Rest der Gruppe wurde gesagt, der Preis des Medikaments sei eben auf zehn Cents gesenkt worden. Und das Resultat: In der Hochpreis-Gruppe erlebten 85 Prozent der Probanden dank dem Placebo-Präparat eine schmerzlindernde Wirkung, während die billige Pille bloss 61 Prozent der Versuchspersonen vor Schmerzempfindung bewahren konnte. «Dieses Resultat eines einfachen Versuchs gibt Anlass zu einem ganzen Bündel von Fragen», schreibt Dan Ariely diese Woche in Jama, dem Publikationsorgan der amerikanischen Ärztegesellschaft. Wie wahr. Die Erkenntnis, dass der Placebo-Effekt nicht nur vom Glauben an den Arzt und an die Wirkung eines Medikaments gelenkt, sondern auch von der Höhe des Preisschilds diktiert wird, muss vor allem die Generika-Hersteller mit Sorge erfüllen. Und lässt auch die Bemühungen von Gesundheitsminister Pascal Couchepin um Senkung der Medikamentenpreise als kontraproduktiv erscheinen. Am besten wäre wohl, die Preisangaben auf den Medikamentenpackungen gleich ganz wegzulassen.

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung