Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte
Im Altertum wars Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte und sie so aller Energiesorgen enthob. Heutzutage sinds Atomphysiker, die uns eine unbeschwerte Energiezukunft versprechen. Das Zauberwort heisst Kernfusion und meint den Prozess, der auch unsere Sonne erstrahlen lässt: Die bei der Verschmelzung von Wasserstoff frei werdende Energie könnte der Menschheit für alle Zeiten – oder zumindest für 6000 Jahre – das Feuer ersetzen. Die hiezu notwendigen Ingredienzen kommen zuhauf vor in der Natur. Nun, Prometheus wurde von den Göttern grausam bestraft für seinen Vorwitz, an einen Fels gekettet als Lebendfutter für den Adler. Den Atomphysikern ist ein ähnliches Schicksal erspart geblieben. Sie haben den Göttern bis jetzt auch keinen Ärger bereitet, den «Frevel» nicht begangen: Seit 1935 im Labor das erste Fusionsexperiment gelang, wird uns die Nutzbarmachung der Fusionsenergie – innert der nächsten 50 Jahre – immer bloss versprochen, und dabei ist es bis heute geblieben.
Jetzt macht die Kernfusion also erneut Schlagzeilen. Diesmal ist aber alles ein bisschen anders. Ob in 50 Jahren oder halt etwas später der erste Fusionsreaktor Strom ins Netz liefern wird, ist im Moment gar nicht so wichtig. Eine Sensation ist schon, dass mit den EU-Ländern, Russland, Japan und (neuerdings wieder) den USA ehemalige Feinde und neue Freunde vereint ein schier unlösbar erscheinendes Zukunftsproblem der Menschheit anpacken wollen. Das ist bereits Erfolg genug. Klappts dann wieder nicht mit den 50 Jahren, wird mans mit Fassung tragen müssen. «Wenn Innovation unser Schicksal prägt, wird die Zukunft ungewisser», hat schon Karl Popper gesagt.