Spätesten seit Nemo wiedergefunden wurde, weiss jedes Kind, dass Fische sprechen können. Tatsächlich liegt die Redensart «Stumm wie ein Fisch» ziemlich daneben. Denn auch unter Wasser wird getratscht, was das Zeug hält. Mal abgesehen von den Walen, die zwar keine Fische, dafür aber wahre Meistersinger sind, wird im Meer auch sonst gerne und häufig akustisch kommuniziert. Die einen Fische grummeln über ihre Fischblase, andere trommeln mit Knochen, kurz, es herrscht alles andere als Stille in den tiefen Wassern.
Da wollen Nemo und sein Clan, die Anemonenfische amphiprion clarkii, nicht hintan stehen. Die Fische tragen den Namen nicht umsonst, leben sie doch in Symbiose mit Seeanemonen, verstecken sich in deren Tentakel und verjagen als Gegenleistung die ihren Beschützern lästigen polypenfressenden Falterfische.
Anemonenfische sind schlechte Schwimmer, aber dafür sehr schwatzhaft. Schon in den 1930er Jahren wurde ihr Geplapper auf Tonband aufgenommen. Doch war bis vor kurzem ein Geheimnis, wie die höchstens 15 Zentimeter langen Fischchen so laute und vor allem so hohe Töne von sich geben können: Die «chirp» und «pops» ertönen allesamt im Frequenzbereich von 450 bis 800 Hertz, also oberhalb des Kammertons a’ und damit jenseits des Bereichs von Fischblasentönen, die meist im Bass-Register spielen.
Der belgische Biologe Eric Parmentier präsentiert nun zusammen mit Kollegen in der jüngsten Ausgabe von «Science» des Rätsels Lösung. Die Forscher hatten Aufnahmegeräte gleichgeschaltet mit Schnellbild-Videokameras und in einzelnen Fällen sogar mit Röntgenapparten und herausgefunden: Nemo und Konsorten verständigen sich untereinander, indem sie mit den Zähnen knirschen. Dabei wirken die Kiefer wie ein Resonanzkasten und verleihen so der Botschaft Gehör.
Grund fürs Zähneknirschen hat Nemos Sippe allemal. Leben Anemonenfische doch in Männergruppen zusammen mit bloss einem einzigen Weibchen in ihrer Mitte. Da muss grosse Töne spucken, wer an den Ball kommen will. Tönt das nicht irgendwie vertraut?