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Medizin

Mit bloss einer Pille gegen HIV

In der EU bereits zugelassen

Eine Dreifach-Kombi-Pille könnte die Anti-HIV-Therapie künftig vereinfachen. Infizierte müssen vom neuen Medikament Atripla nur noch einmal eine Pille täglich einnehmen, um den Aids-Erreger in Schach zu halten. Mangelnde Therapietreue ist ein grosses Problem in der Behandlung von HIV-Infizierten, gilt es doch immer noch oft zweimal täglich mehrere Tabletten zu schlucken, was einiges an Selbstdisziplin voraussetzt. Die drei Pharmafirmen Gilead Sciences, Bristol-Myers Squibb und Merck haben nun dieses Hindernis umschifft und gemeinsam eine Pille entwickelt, die je einen bereits bewährten Wirkstoff der drei Partnerfirmen enthält. Unter dem Namen Atripla ist das Medikament seit 2006 in den USA auf dem Markt und wurde Ende 2007 auch von der europäischen Arzneimittelbehörde Emea für den Einsatz in den 27 EU-Ländern zugelassen. In der Schweiz ist Atripla nicht erhältlich. Ob ein Zulassungsverfahren hängig ist, darf Swissmedic-Sprecher Joachim Gross aus Datenschutz-Gründen nicht sagen.

Die Marktfreigabe in der EU ist an eine ganze Reihe Bedingungen geknüpft. Erstens müssen potentielle Atripla-Empfänger bereits während mindestens drei Monaten eine Dreier-Kombinationstherapie absolviert haben. Zweitens muss diese Dreierkombination erfolgreich gewesen sein und zu einer Senkung der Virenzahl auf weniger als 50 Kopien pro Milliliter Blut geführt haben. Und drittens darf der oder die Infizierte nicht bereits resistent sein gegen einen der drei Wirkstoffe.

«Atripla ist im Prinzip nichts Neues», meint Heiner C. Bucher, Professor am Institut für klinische Epidemiologie des Basler Universitätsspitals. Alle drei Substanzen (Efavirenz, Emtricitabin und Tenofovir) wenden wir bei unseren Patienten in dieser Kombination bereits erfolgreich an, wenn auch nicht in einer einzigen Tablette vereint, und zwar auch als Ersttherapie.» Bucher sieht daher keinen Sinn in der von der Emea verordneten Einschränkung, Atripla bloss bei Infizierten mit einer Viruslast von weniger als 50/ml Blut zu verbreichen.

In den einschlägigen Internet-Foren wird vermutet, die Indikations-Einschränkung für Atripla habe finanzielle Hintergründe. Der Preis für das Medikament sei Gegenstand harter Verhandlungen zwischen den drei Herstellerfirmen und den Zulassungsbehörden. Erstere möchten ihre in der Kombi-Pille enthaltenen Wirkstoffe gleich teuer verkaufen wie das Einzelpräparat. Um das Gesundheitswesen finanziell nicht übermässig zu belasten, habe daher die Emea die Anwendung von Atripla eingeschränkt, wird vermutet.

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