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Versuchs-Richtlinien: Aus dem Schaden klug geworden

Pharmafirmen wollen künftig offen über Medikamententests informieren

Die vier grossen Verbände weltweit tätiger Pharma-Unternehmen haben Grundsätze publiziert, wie künftig mit den in Medikamententests gewonnenen Daten umgegangen werden soll. Roche und Novartis stehen voll hinter den neuen Richtlinien. Der Rückzug des Merck-Schmerzmittels «Vioxx» im vergangenen Herbst und die in diesem Zusammenhang erhobenen Vorwürfe, die Herstellerfirma habe wissenschaftliche Daten unterdrückt, die schon früh auf die gefährlichen Nebenwirkungen des Medikaments schliessen liessen, haben die Pharmahersteller weltweit in eine Glaubwürdigkeitskrise gestürzt. Als vertrauensbildende Massnahme ist somit zu werten, dass die vier Pharma-Dachorganisationen IFPMA (international tätig), EFPIA, JPMA und PhRMA (Vertreter der europäischen, japanischen respektive amerikanischen Pharmaindustrie) nun gemeinsam Grundsätze erarbeitet haben, wie künftig über klinische Untersuchungen kommuniziert werden soll. Offen, so die Devise, müssten künftig positive wie auch negative Resultate dargelegt werden. «Die Industrie anerkennt, dass es im Interesse der Bevölkerungs-Gesundheit ist, wenn Informationen über klinische Tests besser zugänglich sind für Ärzte, Patienten und andere interessierte Kreise», versichert EFPIA-Generaldirektor Brian Ager in der entsprechenden Medienmitteilung.

In einer kostenlos zugänglichen Datenbank sollen gemäss diesen Richtlinien sämtliche Resultate der von der Pharmaindustrie gesponserten Medikamentenstudien «zusammenfassend» innerhalb eines Jahres nach Abschluss der Untersuchungen zugänglich werden. Mehr noch: Bereits der Start solcher Untersuchungen soll publiziert werden, damit Ärzte und Patienten wissen, wie sie daran teilnehmen können – wenn sie denn wollen. Die zusammenfassenden Studienberichte sollen Auskunft geben über Untersuchungsanordnung und Methoden, primäre und sekundäre Resultate sowie über die Sicherheit der untersuchten Substanzen. Falls die Studie in einer medizinischen Fachzeitschrift publiziert wurde, wird auf den entsprechenden Artikel verwiesen. Die neuen Publikations-Richtlinien sollen, so wird versprochen, im Laufe dieses Jahres weltweit von sämtlichen Mitgliedsfirmen übernommen und in die Realität umgesetzt werden.

Dies scheint vorab den beiden grossen Basler Pharmaunternehmen kein Problem zu bereiten. «Wir stehen ohne Wenn und Aber hinter der Politik der IFPMA», so Novartis «Sprecherin Alenka Ambroz. Ähnlich tönts beim Schwester-Unternehmen an der Grenzacherstrasse: «Wir unterstützen diese Initiative natürlich voll», meint Roche-Sprecher Alexander Klauser zu den jetzt publizierten Grundsätzen der Pharma-Verbände. Roche habe in den betreffenden Arbeitsgruppen mitgewirkt. Man teile die Ansicht, dass die Transparenz im Bereich der klinischen Untersuchungen verbessert werden müsse, und zwar sowohl bei noch laufenden Studien als auch bezüglich der Resultate von abgeschlossenen klinischen Tests. «Ergebnisse von grossen klinischen Studien, die für unsere Ansprechpartner wie Ärzte oder Patienten relevant sind, müssen veröffentlicht werden, und zwar sowohl positive wie negative Resultate», so Klauser. Dies sei übrigens bei Roche bereits gängige Praxis, versichert er. «Wir überprüfen jetzt, ob und in welchen Bereichen wir unsere Politik an die neuen Grundsätze anpassen werden», so Klauser.

www.efpia.org

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