Liebe ist, wenn man sich zum Anbeissen findet, denn bekanntlich geht Liebe durch den Magen. Mag schon sein … Meist hat es aber wenig mit Liebe zu tun, wenn der Mensch zubeisst. Zumindest nicht im Fall der 92 Gebissenen, deren Gesichter und Finger die irische Chirurgin Patricia A. Eadie in den vergangenen drei Jahren im Dubliner St. James Hospital wieder zusammenflicken musste.
Zugebissen wird meist zwischen 23 und 4 Uhr, rapportiert Patricia Eadie nun in der Juli-Ausgabe des «Emergency Medicine Journal». Liebesbisse dürften dabei eher die Ausnahme sein, denn am häufigstens passiert es während einer Schlägerei, unter Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen. Beissen tun vor allem Männer, und die Opfer sind ausnahmsweise einmal nicht Frauen, sondern in 92 Prozent der Fälle ebenfalls männlichen Geschlechts.
Dabei sind Ohren besonders gefährdet. Seit dem Boxmatch Tyson/Holyfield im Jahr 1997 scheint sich das Ohrenbeissen wie eine Epidemie ausgebreitet zu haben. Zumindest machten zerfetzte Ohren in der Berichtsperiode zwei Drittel aller Gesichts-Bisswunden aus, die von den Dubliner Wiederherstellungschirurgen versorgt werden mussten. Exponiert sind natürlich auch Nasenspitzen und Wangen, während die Lippen – wohl den gegebenen Umständen entsprechend – nur selten Ziel einer schweren Beissattacke sind.
Oft sind es aber auch die Schläger selber, die sich ihre Knöchel an den Zähnen ihrer Opfer blutig schlagen. Etwa wenn die Faust nicht ins Auge, sondern «in die Fresse» geht. Selber schuld, könnte man da sagen, wären solche Verletzungen wegen der im Speichel enthaltenen Bakterien nicht derart gefährlich. Besonders wenn die Wunde nicht sofort versorgt wird, liegt das Infektionsrisiko bei rund 20 Prozent, rechnet Patricia Eadie vor. Kommt hinzu, dass die Gefahr einer Ansteckung mit Hepatitis-B-Erregern beträchtlich ist …
Vom Affen gebissen zu sein oder von einem Mitmenschen – das kommt offenbar so ziemlich aufs selbe heraus.