Die US-Marssonde funkt bereits Fotos aus der Polarregion des Roten Planeten
Pünktlich um 01.38 Uhr Schweizer Zeit ist die US-Sonde Phoenix am Montagmorgen sanft auf dem Mars gelandet. Die Freude ist gross im Nasa-Kontrollzentrum – und bei den Schweizer Forschern, die bei der Mission mitwirken. Die Lichter gingen nicht aus in der Nacht zum gestrigen Montag an der Grammetstrasse Nr. 14 in Liestal. Dort ist die Nanosurf AG beheimatet, und dort verfolgte etwa die Hälfte der 25köpfigen Belegschaft auf einer Leinwand mit Spannung die Ankunft der US-Sonde Phoenix auf dem Mars. Denn mit an Bord war das super-empfindliche Rasterkraftmikroskop AFM, an dessen Entwicklung die kleine Liestaler Firma im Auftrag der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa mitgearbeitet hatte. «Natürlich haben wir gefeiert, als die Nachricht von der geglückten Phoenix-Landung eintraf», sagt Stephan Stücklin, Materialingenier bei Nanosurf, zur baz. «Einige haben sogar gleich im Büro übernachtet.»
Ein langer Tag war es auch im Nasa-Kontrollzentrum von Pasadena geworden. Die Forscher und Ingenieure fielen sich am Sonntagabend (Ortszeit) erleichtert in die Arme. «Ich hätte mir nicht erträumt, dass es so perfekt läuft», sagte Projektmanager Barry Goldstein. Die Sonde habe sich geradewegs und ohne Zwischenfälle auf die Oberfläche des Planeten gesetzt. «Der schwierigste Teil ist vorbei», sagte Goldstein. Die Sonde soll nun unter der Oberfläche des Planeten nach Eis bohren und dabei vor allem nach Spuren von organischen Verbindungen suchen. Damit soll geklärt werden, ob auf dem Mars Bedingungen herrschen oder jemals geherrscht haben, die Leben ermöglichen. Die Funde könnten damit auch den Weg für mögliche bemannte Mars-Missionen bereiten, hiess es beim Nasa-Marsprogramm.
Eine wichtige Rolle bei der Phoenix-Mission spielt wie erwähnt das Rastermikroskop AFM der Schweizer Forscher. Ob es heil geblieben ist während der Landung? «Wir hoffens», sagt Stephan Stücklin. «Immerhin haben sich die Sonnensegel der Sonde problemlos entfaltet, wir sind daher zuversichtlich, dass auch unser AFM die Reise unbeschadet überstanden hat.» Genau wissen wird man dies in einigen Tagen. Denn zuerst muss sich das Phoenix-Landegerät «auspacken», nach den Kameras auch die Wetterstation und den 2,4 Meter langen Greifarm ausfahren. Mit ihm werden die Proben herangeschafft, die dann unter anderem auch vom Schweizer Rasterkraftmikroskop unter die Lupe genommen werden sollen. Das AFM wird eingesetzt, um noch kleinste, in der Grössenordnung von Atomen liegende Strukturdetails in den Mars-Staubkörnern ans Tageslicht zu bringen.
Ob Nanosurf von der Nasa bereits weitere Aufträge für weltraumgängige Rastermikroskope erhalten habe? «Bis jetzt noch nicht», sagt Stephan Stücklin. Aber das sei schon denkbar, falls das jetzige Modell gut funktioniere. Ein grosses Geschäft wird aber der Weltraumsektor für die Nanosurf so oder so nicht werden. Und auch das Weltraum-Know how wird kaum in die übrige Produktion einfliessen. «Unser Hauptmarkt ist immer noch die Erde», sagt Stücklin. Das Ziel der Firma sei daher, möglichst bedienerfreundliche und universell anwendbare Geräte zu bauen.
Begonnen hatte ja alles anfang 90er Jahre am Basler Institut für Physik beim Schweizer «Nano-Papst» Hans-Joachim Güntherodt. Bei ihm hatten die nachmaligen Nanosurf-Gründer Lukas Howald, Dominik Braendlin und Robert Sum als junge Physiker mit dem AFM zu arbeiten gelernt. Mit von der Partie waren auch Hans-Rudolf Hidber, der die Elektronik fürs Mars-AFM zusammenbaute und Urs Staufer. Dieser ist jetzt an der Universität Neuenburg tätig, von wo aus er auch die Projektleitung fürs Mars-AFM übernahm. Das Mars-Projekt ist damit ein Musterbeispiel dafür, wie fruchtbar die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Industrie sein kann. Und auch ein Beweis dafür, dass man nie weiss, wohin Forschung und Entwicklung führen. Oder hätte sich Hans-Joachim Güntherodt je träumen lassen, dass die Früchte seiner Arbeit dereinst einmal auf dem Mars landen würden?