Den einen gibt’s der Herr im Schlaf, den anderen im Bad. War nicht Archimedes in der Badewanne auf das nach ihm benannte Verdrängungsgesetz gestossen? Nicht in der Wanne, sondern unter der Dusche hat der Virologe Robin Weiss eines Morgens sein Heureka-Erlebnis gehabt. Nämlich als er sich an intimer Stelle einseifte. Wie nur um alles in der Welt kam der Homo sapiens zu seinen Schamhaaren, diesem nutzlosen und oft lästigen Ornament? So wunderte sich der am University College London forschende Gelehrte.
Eine Frage, die es in sich hat. Denn Menschenaffen, von Natur aus unsere nächsten Verwandten, sind dort unten gar nicht besonders buschig. Die Schamhaare des Menschen seien eben nicht ein Überbleibsel aus der Zeit, bevor sich dieser zum «nackten Affen» mauserte, sondern eine neuere Erfindung, schliesst Robin Weiss im «Journal of Biology» aus seinen Beobachtungen.
Begründen tut er seine Theorie mit einer Forschungsarbeit, die der Naturhistoriker David Reed 2007 über die Entwicklungsgeschichte der Filzlaus publiziert hat. Mittels DNA-Analysen hatte Reed nachgewiesen, dass diese Menschenplage nahe verwandt ist mit den Läusen, die auch Gorillas sich gerne gegenseitig aus dem Fell pflücken. Allerdings haben sich die Entwicklungswege von Menschen- und Gorillalaus erst vor etwa 3,3 Millionen Jahren voneinander getrennt, während doch der letzte gemeinsame Vorfahre von Gorilla und Homo sapiens bereits vor sieben Millionen Jahren ausgestorben war.
Weiss schliesst daraus, dass der frühe Homo sapiens komplett nackt und damit lausfrei lebte. Wenn Menschenläuse erst 3,3 Millionen Jahre später auftauchten, so deswegen, weil dem Menschen erst dann die läusefreundlichen Schamhaare wuchsen. Und fügt gleich an, dass die sich verbreitende Mode, sich dort unten zu rasieren, die Filzläuse wohl einem weiteren gewaltigen Selektionsdruck aussetzen werden. Charles Darwin hätte darob seine helle Freude.