Nichts ist mehr wie zuvor. Der vielfach betrauerte allgemeine Wertezerfall hat nun auch das Bienenvolk untergraben. Die Bienlein, die bislang als Ausgeburt des Fleisses Generationen von Pädagogen begeisterten, die Bienlein, an denen sich so schön und jugendfrei erklären liess, wie die Kinder zur Welt kommen – sie haben ihre Unschuld verloren. Denn sie fliegen auf Kokain. Andrew Barron und Gene Robinson heissen die Forscher, die das herausgefunden und darüber in der Fachzeitschrift «Journal of Experimental Biology» berichtet haben.
Die Wissenschaftler gingen von der Überlegung aus, dass der Koka-Strauch sein Gift kaum entwickelt hat, um Menschen damit rauschgiftsüchtig zu machen. Vielmehr wirkt das Kokain bei Insekten als potentes Nervengift und schützt die Pflanze so vor Fressfeinden. Und wenn die Substanz in niedrigen Dosen das Belohnungszentrum im menschlichen Gehirn stimuliert, sei dies wohl eher eine Laune der Natur.
Nur, wenn Kokain in niederen Dosen den Menschen high macht, könnte dies ja auch bei Insekten, beispielsweise Bienen, der Fall sein. Dachten sich Barron und Robinson. Und machten gleich die Probe aufs Exempel. Erst trainierten sie ihre Bienen, sich an einer Zuckerquelle zu verköstigen. Danach setzten sie der Zuckerlösung nach und nach ein wenig Kokain zu. Tatsächlich tanzten die Bienen dann nach der Rückkehr in den Bienenstock ekstatisch und machten so ihren Artgenossinnen weis, sie hätten den besten Nektar der Welt entdeckt.
Offenbar litten die fleissigen Bienlein an einem rauschartigen Realitätsverlust. Die Forscher wollten nun wissen, ob die Insekten auch auf den Aff kommen, sobald ihnen das Rauschmittel wieder entzogen wird. Dies scheint der Fall zu sein, zumindest verhielten sich die Bienen auf Entzug wie tote Fliegen. In dieser Hinsicht sind Bienen eben auch nur Menschen.